Personalisiertes Intranet 2.0 für zielgerichtete Information

30. Dezember 2009



Die 350 selbstständigen Raiffeisenbanken mit ihren Geschäftsstellen sind in Raiffeisen Schweiz zusammengeschlossen. Diese koordiniert die Aktivitäten der Gruppe, schafft Rahmenbedingungen für die Geschäftstätigkeit der örtlichen Raiffeisenbanken und berät und unterstützt diese in sämtlichen Belangen. In den letzten Jahren positionierte und etablierte sich Raiffeisen zur drittgrössten Bankengruppe der Schweiz und gehört heute zu den führenden Schweizer Retailbanken. Diese Fallstudie beschreibt, wie Raiffeisen auf mitarbeiterspezifische Informationsbedürfnisse reagiert und mit neusten Technologien und in Zusammenarbeit mit der Liip AG eine Intranet-Lösung erschaffen hat, die beim Best of Swiss Web ausgezeichnet wurde und international Beachtung findet.


1. Raiffeisen Schweiz

Friedrich Wilhelm Raiffeisen verpflichtete 1899 mit der Gründung seiner ersten Raiffeisenbank in der Schweiz diese auf genossenschaftliche Grundsätze. Alle Mitglieder sollen die Dienste ihrer Bank beanspruchen können und haben ein Recht auf Mitbestimmung.

Die 350 selbstständigen Raiffeisenbanken mit ihren Geschäftsstellen sind in Raiffeisen Schweiz (ehemals Schweizer Verband der Raiffeisenbanken) zusammengeschlossen. Diese koordiniert die Aktivitäten der Gruppe, schafft Rahmenbedingungen für die Geschäftstätigkeit der örtlichen Raiffeisenbanken (beispielsweise IT, Infrastruktur, Refinanzierung) und berät und unterstützt diese in sämtlichen Belangen.

In den letzten Jahren positionierte und etablierte sich Raiffeisen zur drittgrössten Bankengruppe der Schweiz und gehört heute zu den führenden Schweizer Retailbanken. So gehören 3,3 Millionen Schweizerinnen und Schweizer zu den Raiffeisen-Kunden. Davon sind über 1,6 Millionen Genossenschafter und somit Mitbesitzer ihrer Bank.

Seit 1994 besteht im Anlagefondsgeschäft eine Kooperation zwischen Raiffeisen Schweiz und der Vontobel-Gruppe. Seit 1999 besteht mit Helvetia Versicherungen zudem eine Kooperation zum Vertrieb von Versicherungsprodukten.


2. Informationsflut im Intranet 1.0

Die ausgeprägt dezentralen Strukturen der Raiffeisen Gruppe stellen besondere Anforderungen an eine einheitliche und vollständige Informationsversorgung der Mitarbeiter. Das Intranet dient als wichtigste Informationsplattform der Raiffeisen und wird zentral administriert und gepflegt. Die zeitnahe Versorgung mit geschäftsrelevanten Informationen geniesst gerade im Bankgeschäft als kritischer Erfolgsfaktor grösste Bedeutung. Aus diesen Gründen wuchs der Umfang der Informationen, die im Intranet verfügbar gemacht wurden, in den vergangenen Jahren exponentiell an.

Die Raiffeisen Gruppe umfasst über 9‘000 Mitarbeiter an mehr als tausend Standorten, die in Abhängigkeit ihrer Aufgaben sehr unterschiedliche Informationsbedürfnisse haben.

Interne Befragungen zum Nutzungsverhalten und zur Nutzerzufriedenheit zeigten auf, dass sich die Nutzer zusehends mit einer Informationsflut konfrontiert sahen, die das Auffinden der relevanten Informationen erschwerte. Die Mitarbeiter wurden vom Intranet in ihren Arbeitsabläufen nicht mehr optimal unterstützt. Es zeigte sich Handlungsbedarf, die Informationsversorgung im Intranet zu verbessern, damit geschäftsrelevante Informationen einfacher und schneller aufgefunden werden.

„Unsere neue Intranet-Lösung soll alle unsere Mitarbeiter dabei unterstützen, produktiver
auf Kundenanliegen eingehen zu können und zugleich getätigte Investitionen schützen.“
Toni Gutweniger



Die zentrale Anforderung, die an das neue System gestellt wurde, war, dass heterogene Rollen mit unterschiedlichen Informationsbedürfnissen und Berechtigungen über individualisierbare Informationen verfügen können. Das heisst, dass die neue Intranet-Lösung in der Lage sein muss, benutzerspezifische Informationsbedürfnisse massgeschneidert abzubilden, um einen personalisierten Informationszugang zu ermöglichen.

Weitere wichtige Anforderungen an das Intranet 2.0 waren:

  • Kritische Betrachtung von Investitionen aufgrund des wirtschaftlichen Umfelds
  • Weiterentwicklung des Intranets zum RAIweb 2.0 auf der Basis von Lotus Notes und you@web
  • Schlanke und adaptive Applikation
  • Berücksichtigung des aktuellen technologischen Entwicklungsstands
  • Zentraler Einstieg für alle webbasierten Applikationen
  • Ermöglichung sozialer Netze durch das Telefonbuch 2.0
  • Wahrung der Sicherheitsstandards einer Bank

3. Selektive Information mit RAIweb 2.0

RAIweb 2.0 zeichnet sich dadurch aus, dass es im Sinne eines zusätzlichen Layers auf dem bestehenden Intranet aufsetzt und im Wesentlichen aus den zwei Elementen „Meine Seite 2.0“ und „Telefonbuch 2.0“ besteht.

Meine Seite 2.0
Meine Seite 2.0 vereint die Inhalte unterschiedlichster Informationsquellen und stellt diese kompakt in sogenannten Portlets dar. Portlets sind – wie etwa von iGoogle bekannt – Informationsbehälter, die flexibel und individuell nach den persönlichen Interessen und der eigenen Arbeitsweise angeordnet werden können


Abb. 1: Screenshot RAIweb 2.0


Abb. 1: Screenshot RAIweb 2.0

Jeder User kann mit wenigen Klicks die Informationsquellen für die Portlets nach seinen persönlichen Bedürfnissen konfigurieren und positionieren. Als Informationslieferanten stehen interne und externe Quellen zur Verfügung:

  • Single-Sign-On auf Basis des bestehenden Lotus Domino
  • E-Mails, Aufgaben und Kalendereinträge aus IBM Lotus Notes
  • Interne Produkt-, Pricing und Dienstleistungsinformationen und Neuigkeiten
  • IT Service Desk Integration (key2help), persönliche Notizen und individuelle Kontaktliste
  • Produktinformationen der Partner Vontobel und Helvetia, Argus Presseartikel über Raiffeisen
  • Externe Börseninformationen, Wörterbuch, Routenplaner, und SBB Fahrplan
  • Externe Suche mit mehreren Suchmaschinen
  • Integration von Doodle
  • Weitere Informationsquellen und Dienste, die laufend eingebaut werden


Dank der Personalisierung von „Meine Seite 2.0“ gelingt es Raiffeisen, die gut 25‘000 Inhaltsseiten und rund 35‘000 Dokumente des Intranets mit zwei bis drei Klicks erreichbar zu machen. Dadurch können Anliegen von Kunden besser und schneller bedient werden. Die Mitarbeiter werden von RAIweb 2.0 unterstützt, sich auf ihre wesentlichen Aufgaben zu fokussieren.

„Mit „Meine Seite 2.0“ gelingt es Raiffeisen, jederzeit und personenspezifisch die relevanten
Informationen und Applikationen verfügbar zu machen.“
Toni Gutweniger



Telefonbuch 2.0
Ein weiteres Element des RAIweb 2.0 ist das Telefonbuch 2.0, das mit Informationen aus der Personaldatenbank versorgt wird. Dadurch können wertvolle Kontextinformationen wie organisatorische Einbettung, Teammitglieder, Standort und Büronachbarn angezeigt werden. Zusätzlich werden diese Informationen vom einzelnen Mitarbeiter durch persönliche Beiträge zu Kenntnissen, Fähigkeiten, Erfahrungen und Hobbies ergänzt (vgl. Abbildung 2)

Abb. 2: Screenshot Telefonbuch RAIweb 2.0


Abb. 2: Screenshot Telefonbuch RAIweb 2.0

Durch die Verknüpfung und der prägnanten Darstellung dieser Informationen entsteht ein vielschichtiges Bild zu jedem Mitarbeiter. Facebook und Co. lassen hier grüssen, denn RAIweb 2.0 setzt deren Prinzipien businessrelevant um. Das Telefonbuch 2.0 ist als mobile Version auch standortunabhängig nutzbar.

Architektur und Sicherheit
Die Entwicklung des RAIweb 2.0 mündete in einer Lösung, die auf dem bestehenden Intranet im Sinne eines zusätzlichen Layers aufsetzt. Sie wurde durch die Liip AG auf der Basis von PHP 5 und Zend Framework umgesetzt unter Verwendung von neuen technischen Möglichkeiten wie Ajax und RSS . RAIweb 2.0 basiert auf einer soliden, horizontal skalierbaren und ausfallsicheren Architektur. Dank dem Einsatz von state-of-the-art Open Source Technologien ist das System in der Lage, zu Spitzenzeiten über 4‘000 gleichzeitige Benutzer zu bedienen.

Grosse Bedeutung wurde der Sicherheit beigemessen. Durch die Einbindung und Kombination von internen und externen Inhalten auf „Meine Seite 2.0“ war es anspruchsvoll, die Bankenstandards einzuhalten. Der Kern von „Meine Seite 2.0“ war die erste Schweizer Applikation, die durch Dreamlab Technologies AG «CSW-T» zertifiziert wurde. Die Zertifizierung belegt, dass die Einbindung externer Inhalte sowie die Applikation selbst hohen Sicherheitsstandards genügen.


4. Effiziente Informationsverteilung und stärkere Vernetzung

RAIweb 2.0 bietet den Mitarbeitern eine bessere Unterstützung im Arbeitsalltag durch:

  • Höhere persönliche Relevanz: Durch die individuelle Konfiguration und Gestaltung von „Meine Seite 2.0“ erhalten die Mitarbeiter die relevanten Informationen schneller und können gezielt und direkt in die entsprechenden Applikationen einsteigen. Insgesamt wird eine signifikante Produktivitätssteigerung durch verbesserte Ãœbersicht, Fokus auf die persönlich arbeitsrelevanten Informationen, respektive rasche Zielerreichung im Intranet erwartet. „Meine Seite 2.0“ ist bereits jetzt auf Rang drei der am häufigsten aufgerufenen Seiten.
  • Stärkere Vernetzung der Mitarbeiter: Die sozial-organisatorischen Elemente von „Meine Seite 2.0“ sind geeignet, die Zusammenarbeit team- und abteilungsübergreifend zu intensivieren. Die Suchfunktion, die alle Inhalte des Mitarbeiterprofils durchsucht, macht es einfach, Fachspezialisten und das kollektive Wissen gewinnbringend zu finden und zu nutzen.
  • Natürliche User Experience: Dank dem engen Einbezug sowohl von User Experience und Usability Experten als auch der User selbst stand die Benutzerfreundlichkeit von Anfang an im Zentrum der Entwicklung des RAIweb 2.0. Durch den Einsatz zeitgemässer Technologien sind die Mitarbeiter befähigt worden, die Startseite 2.0 selbst ihren Bedürfnissen anzupassen. Dank intuitivem Design bedarf es keinem Benutzerhandbuch.
  • Unterstützung der Mobilität: Die Verfügbarkeit der mobilen Version des Telefonbuchs 2.0 erlaubt es den Mitarbeitern, mittels BlackBerry das Telefonbuch 2.0 standortunabhängig zu nutzen.
  • Beitrag an die Allgemeinheit: Raiffeisen hat den Quellcode des RAIweb 2.0 nach der internen Implementierung der Allgemeinheit als Open-Source-Entwicklung verfügbar gemacht. Dies entspricht einerseits der genossenschaftlichen Tradition von Raiffeisen, bedeutete andererseits Neuland für das Unternehmen. Die Applikation steht der Allgemeinheit unter www.picok.org zur Verfügung und wird bei anderen Unternehmen bereits erfolgreich eingesetzt. Mit diesem Entscheid will Raiffeisen erstens der Allgemeinheit einen Dienst erweisen und konnte zweitens bereits von Community-Weiterentwicklungen des Produkts profitieren.
„Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen Viele.“
Friedrich W. Raiffeisen, Gründer der Raiffeisen Genossenschaft



Betreiber der Lösung

Raiffeisen Genossenschaft Schweiz
Toni Gutweniger, Leiter Kommunikations-Services
Branche: Banken/Versicherungen/Allfinanz, Koordination der Aktivitäten und Rahmenbedingungen der Raiffeisenbanken und Beratung
Unternehmensgrösse: GrossunternehmenRaiffeisen Genossenschaft Schweiz

Lösungspartner

Hannes Gassert, Leiter Business Development und Partner
Liip AG

Autoren der Fallstudie

Jürg Habermayr
Sieber & Partners

30. Dezember 2009
Nicole Scheidegger; Norman Briner; Dilip Vimalassery; Dominik Guggisberg; Pascal Sieber; Marc André Hahn; Rudolf Meyer; Alfred Bertschinger; Jürg Habermayr; Gerrit Taaks (2009): Die Organisation des E-Business IX. Innovation: Fallstudien über die Bedeutung der Informatik und Telekommunikation zur Steigerung der Innovationskraft von Organisationen. Dr. Pascal Sieber & Partners AG; Bern. ISBN 978-3-7272-1345-8

Zu dieser Fallstudie sind keine Anhänge verfügbar.
2073
raiffeisen-liip
https://www.experience-online.ch/de/9-case-study/2073-raiffeisen-liip
0
Cookies erleichtern es uns, Ihnen unsere Dienste zur Verfügung zu stellen. Mit dem Klick auf "Akzeptieren" erlauben Sie uns die Verwendung von Cookies.