Internetnutzung bei der Koch AG Büttikon

01. August 2002



Die Koch AG ist eine Unternehmung mit rund 50 Mitarbeitern, die in der Baubranche in den Bereichen Architektur, Holzbau und Immobilien tätig ist. Diese Fallstudie zeigt, wie die Unternehmung in diesen Bereichen verschiedene Informationssysteme einsetzt, die auf Internettechnologie basieren. Die Verwendung in den Geschäftsprozessen reicht von der Beschaffung, über die Leistungserstellung bis hin zum Absatz.


1. Hintergrund

Die Koch AG wurde 1926 gegründet und gehört zu 100% der Koch Holding AG, welche heute durch die dritte Generation geführt wird. Das Aktienkapital gehört zu je 49% den Brüdern Josef und Marcel Koch. Die restlichen zwei Prozent gehören Josef Koch Senior.

Die Koch AG beschäftigt rund 50 Mitarbeiter und ist, nach eigenen Angaben, eine der führenden GU-Unternehmungen in der Region Freiamt-Aargau.

Die Leistungen der Unternehmung lassen sich in die Geschäftsfelder Architektur, Holzbau, Immobilien und Generalunternehmung einteilen (vgl. Abbildung 1).

Abbildung 1: Geschäftsfelder der Koch AG
Abbildung 1: Geschäftsfelder der Koch AG.


Die interne Organisation ist an diese Aufteilung angepasst. Die Unternehmung budgetiert für das Jahr 2002 einen Umsatz von rund 13 Millionen Schweizer Franken. 1.3 bis 1.5 Millionen Franken fallen im Geschäftsfeld Architektur, 6.5 bis 7 Millionen Franken im Geschäftsfeld Holzbau und 500'000 Franken im Geschäftsfeld Immobilien an (vgl. Abbildung 2). Die 500'000 Franken Umsatz im Bereich Immobilien beziehen sich nur auf den Umsatz, der aus Verkaufsprovisionen erwirtschaftet wird. Werden die Immobilienverkäufe dazugerechnet, ergibt sich ein Umsatz im Geschäftsfeld Immobilien von 25 Millionen Franken. Den Umsatz, den die Koch AG als Generalunternehmer von Drittfirmen erwirtschaften lässt, beläuft sich durchschnittlich auf vier Millionen Franken.

Abbildung 2: Budgetierte Umsätze der drei Geschäftsfelder der Koch AG für das Jahr 2002.

Abbildung 2: Budgetierte Umsätze der drei Geschäftsfelder der Koch AG für das Jahr 2002.


Bei der Koch AG arbeiten alle drei Geschäftsfelder eng zusammen. Seit zwei Jahren setzt die Firma verstärkt auf Systembau. Systembau bedeutet, dass möglichst viele Bauelemente fertig auf den Bauplatz geliefert werden und dort im Idealfall nur noch zu einem Haus aufgestellt werden müssen. Der Vorteil von Systembau liegt für den Kunden in der wesentlich kürzeren Bauzeit und nicht unbedingt bei den Kosten, diese sind nämlich vergleichbar mit denen konventioneller Bauweise. Die produzierende Unternehmung kann die Elemente in ihrer eigenen Halle anfertigen, wo sie die richtigen Maschinen hat und wetterunabhängig produzieren kann. Da die Produktion immer am gleichen Ort erfolgt, kann sie mittels Einsatz von halbautomatischen Anlagen rationalisiert werden. Die Koch AG hat kürzlich entsprechende Anlagen eingeführt.


2. Systemlandschaft

Die Koch AG verfügt über keine eigene Informatikabteilung. Bei kleineren Netzwerk- oder Bedienproblemen kann Herr Müller um Rat gefragt werden. Er erledigt auch Aufgaben wie Updates von Programmversionen, hilft neue Programme zu evaluieren und ist zuständig für den EDV-spezifischen Verbrauchsmaterialeinkauf.

Die Hauptfunktion von Herrn Müller liegt eigentlich in der Architekturprojektierung. Die Informatikaufgaben nehmen etwa 10% seiner Arbeitszeit ein. Wenn neue Programm eingeführt werden, kann der Informatikanteil seiner Arbeit schon mal 15% betragen. Würde der Informatikaufwand auf längere Sicht auf mehr als 15% Prozent ansteigen, müsste, nach Aussage von Herr Müller, aber eine andere Lösung als die heutige Doppelfunktion gefunden werden. Eine Möglichkeit wäre, die gesamten Informatikleistungen von einem externen Partner zu beziehen. Herr Müller befürchtet aber, dass gerade bei eigentlich leicht zu lösenden Problemen dies sehr kostenintensiv werden könnte.

Netzwerk
Die Koch AG unterhält ein eigenes internes Netzwerk auf der Basis von Windows NT. Daran sind alle 30 Clientstationen angeschlossen. Die Clients befinden sich verteilt auf alle Abteilungen und haben Microsoft Windows NT 4 installiert. Bei Wartungsarbeiten und grösseren Problemen im Netzwerk wird die eine externe Firma herangezogen.

Homepage
Die Homepage ist unter www.koch-ag.ch zugänglich. Sie ist wie die Unternehmung in die Bereiche Architektur, Holzbau und Immobilien aufgeteilt. Zusätzlich verfügt sie über allgemeine Kundeninformationen wie Anfahrtsweg und eine Übersicht der Ansprechpartner der jeweiligen Geschäftsfelder. Eine weitere Sektion bildet der Teil "Team-News". Hierbei handelt es sich um die Onlineversion der Mitarbeiterzeitung. Sie enthält Informationen über personellen Wechsel und Berichte von Mitarbeiteranlässen.

Das Hosting der Homepage wird extern von Bluewin betrieben. Die Bluewin AG ist eine Swisscom Tochter. Bei der Hostinglösung handelt es sich um einen virtuellen Server, d.h. die Homepage der Koch AG befindet sich physisch auf dem gleichen Webserver, wie diejenigen von anderen Firmen. Dieser Umstand ist aber für den Besucher der Website weder wahrnehmbar noch relevant. Für die Koch AG bedeutet es aber wesentlich tiefere Betriebskosten.

Die Homepage wurde extern entworfen und programmiert. Inzwischen übernimmt das Sekretariat kleinere Pflegearbeiten, wie das Hochladen von neuen Bildern oder die Aktualisierung der Onlineimmobilieninserate. Grössere Arbeiten werden von der Firma Ruepp & Partner AG erledigt.

Internetzugang
Alle Mitarbeiter, die Zugriff auf eine Arbeitsstation haben, haben gleichzeitig unbeschränkten Zugang zum Internet. Die Verbindung erfolgt über einen zentralen ADSL Anschluss. Der Sicherheitsproblematik eines ständigen Anschluss wird mittels einer Hardwarefirewall-Lösung von Zyxel Rechnung getragen.

Die Mitarbeiter sollen durch den unbeschränkten Zugang dazu ermuntert werden, sich mit dem Thema Internet auseinanderzusetzen. Die Nutzung des Internetangebots durch die Mitarbeiter basiert auf dem Vertrauen der Geschäftsleitung. Bisher seien, laut Aussage von Marcel Koch, keine nennenswerten Probleme mit dieser Politik aufgetreten. Es wird aber erwogen, eine Erklärung auszuarbeiten, in der sich die Mitarbeiter verpflichten sollen, kein strafrechtlich relevantes Material aus dem Internet zu beziehen.

E-Mail
Heute verfügt erst ein kleiner Teil der Mitarbeiter über eine eigene E-Mailadresse. Vorerst gibt es die gemeinsam genutzten Adressen Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! und Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Zusätzlich verfügen wenige weitere Personen über Adressen nach der Systematik Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Es ist geplant, in Zukunft sämtliche Mitarbeiter, die regelmässig an einer Arbeitstation sind, mit einer E-Mailadresse auszurüsten. Ein Zeitplan für die Realisation ist aber noch nicht vorhanden.

Sowohl der Postausgangsserver (SMTP Server) als auch der Posteingangsserver (POP Server) werden von der Firma Bluewin betrieben. Hierbei handelt es sich wiederum um einen virtuellen Server, der im Rechenzentrum der Bluewin AG steht. Dies bedeutet, dass auch Nachrichten, die innerhalb der Koch AG nur von einem Arbeitsplatz zum anderen verschickt werden, ihren Weg zuerst durchs Internet antreten müssen (vgl. Abbildung 3).

Abbildung 3: Interne E-Mailübermittlung bei der Koch AG
Abbildung 3: Interne E-Mailübermittlung bei der Koch AG.


Dieser Umweg über das World Wide Web hat zwei Nachteile:

Erstens wird die Übermittlung langsamer, da die Nachrichten zweimal über die ADSL Verbindung transportiert werden muss. Denn die ADSL Verbindung hat im Vergleich zum LAN nur einen Bruchteil der Übermittlungskapazität und muss zudem allen Mitarbeitern gleichzeitig zur Verfügung stehen.

Zweitens können sich Sicherheitsprobleme ergeben, da die E-Mailübermittlung standardmässig unverschlüsselt erfolgt und so unter Umständen Nachrichten oder Zugangsdaten von extern einsehbar sind.

Durch die Einführung von E-Mail wurde eine weitere Gefahrenquelle des Internets sichtbar: Computerviren breiten sich heute zunehmend sehr schnell über Internet mittels infizierten E-Mailnachrichten aus. Diese Viren sind mitunter derart raffiniert, dass es, um infiziert zu werden, bereits reicht, dass die automatische Nachrichtenvorschau des E-Mailprogramms die Nachricht anzeigt. Ein solcher Vorfall hat bereits einmal das gesamte Netzwerk der Koch AG lahm gelegt. Um dieser Problematik vorzubeugen, wurde vor einem Jahr die Antivirus Lösung Inoculate von Computer Associates (CA) installiert. Diese Software scannt sowohl auf dem Netzwerkserver, als auch auf jedem einzelnen Client nach Viren.

Ericsson Telefonanlage
Die Ericsson Telefonanlage wurde 1998 eingeführt, weil die alte Anlage teilweise nicht mehr funktionierte. Eine Besonderheit an der Anlage ist die Funkantenne. Sie ermöglicht es, spezielle Telefone zu betreiben, die innerhalb der Firma mittels Funk auf das Festnetz zugreifen. Ausserhalb der Antennenreichweite verbindet sich das Telefon wie ein normales Handy über Natelantennen.

Ein Mitgrund für die Einführung dieses Systems, war dass die Bauleiter gewünscht hatten, nur noch Telefongespräche entgegennehmen zu müssen, die vorher bereits vom Sekretariat entgegen genommen worden sind. Mit dieser Massnahme sollte garantiert werden, dass nur wirklich wichtige Anrufe durchgestellt werden.

Eine weitere Besonderheit der Telefonanlage ist die Tatsache, dass sie über eine Verbindung aus der Ferne gewartet werden kann. Dies kann notwenig sein um die interne Software auf eine neue Version zu bringen.


3. Informationssysteme im Geschäftsfeld Architektur

Allplan FT
Bei der Software Allplan FT der deutschen Firma Nemetschek AG handelt es sich um eine Computer Aided Design (CAD) Lösung für Architekten und Designer. Sie wird seit zirka sechs Jahren eingesetzt und wird heute auf sechs Arbeitstationen verwendet.

Allplan FT dient der zwei- und dreidimensionalen Planung (vgl. Abbildung 4) und verfügt über Funktionen, die die Projektplanung, den Ausführungsauszug und den Auszug für das Pflichtenheft möglich machen.

Abbildung 4: Planerstellung in Allplan FT
Abbildung 4: Planerstellung in Allplan FT.


Die Architekturabteilung arbeitet mit vielen externen Partnern zusammen. So zum Beispiel mit Elektroplanern, Bauingenieuren, Sanitären und Heizungsplanern. Alle diese Partner müssen nicht nur Zugriff auf die Pläne haben, sondern wollen oft auch ihre Arbeit, wie beispielsweise Elektroinstallationen, darin einzeichnen. In diesem Fall werden die Pläne meist in den Formaten DXF oder DWG abgespeichert und per Email ausgetauscht. Wenn mehrere Leute gleichzeitig am gleichen Plan arbeiten, stellt dies besondere Anforderungen an die Versions- und Änderungskontrolle. Im Moment hat die Architekturabteilung der Koch AG noch keine Softwarelösung im Einsatz, die diese Probleme löst. Wenn ein Plan zur Überarbeitung weitergegeben wird, darf solange nichts an der Datei gemacht werden, bis der Plan vom Arbeitspartner zurückkommt.

Allplan FT verfügt auch über Funktionen, um mittels Renderingverfahren ein fotorealistisches Abbild des Planobjektes zur erzeugen (vgl. Abbildung 5). Da die Vorbereitungen zum Rendern und die Berechnung der Bilder aber ziemlich zeitaufwändig sind, werden Renderbilder relativ selten eingesetzt. Bilder für Inserate und Dokumentationen werden daher immer noch meist konventionell gezeichnet, sofern das Objekt nicht bereits fertig gestellt ist und Fotos davon existieren.

Abbildung 5: Renderbild aus Plan in Allplan FT.
Abbildung 5: Renderbild aus Plan in Allplan FT.


Kommunikation
Die Emailkommunikation findet vor allem mit Planungsbüros statt. Mit Kunden wird nur sehr selten per Email kommuniziert, da die Erfahrung gemacht wurde, dass die Emails von diesen in zu unregelmässigen Abständen gelesen werden. Es hat sich auch als unzweckmässig erwiesen, Kunden Pläne per Email zuzustellen, da die nötigen Programme zum Betrachten fehlen und die Pläne mündlicher Erklärung bedürfen.

Informationsbeschaffung
Angaben über neue Produkte und Konstruktionsinformationen werden von den Architekten zu zirka siebzig Prozent aus dem Internet bezogen. Weitere Angaben werden per Telefon nachgefragt. Nur sehr selten werden Informationen per Email erfragt. Eine wichtige Rolle bei der Informationsbeschaffung spielen auch Fachzeitschriften. Diese werden aber vorwiegend noch in Papierform gelesen.

WinBau
WinBau ist eine Software, der Schweizer Firma Schneider AG . Sie wurde für Architekten und Ingenieure entwickelt und deckt die Bauadministration vom Projekt bis zur Abrechnung ab. Es ist möglich, in WinBau den Offertvergleich, die Vergabe und das gesamte Abrechnungswesen vom Kostenvoranschlag bis zur Baukostenkontrolle zu erledigen. Zusätzlich kann in der Software die Devisierung nach dem Normpositionen Katalog (NPK) Bau erstellt werden. Bei der Devisierung handelt es sich um eine Art Pflichtenheft, das für eine Offertstellung an mehrere mögliche Lieferanten verschickt wird.

Die Koch AG setzt die WinBau zwar bereits seit mehreren Jahren ein, nutzt aber immer noch nicht alle Funktionen. Im Moment kommen die Funktionen Kostenvoranschlag und Devisierung zum Einsatz. Die Einführung von neuen Funktionen wie Kostenmanagement verzögert sich, da sowohl die Buchhaltung als auch die Bauleiter noch zu wenige Vorteile hinter WinBau vermuten.

Homepage
Der Bereich Architektur bildet auf der Homepage den kleinsten Bereich. Auf einer einzigen Seite wird das Angebot anhand von Stichworten erklärt und die entsprechenden Kontaktinformationen gegeben. Aufträge werden kaum über das Internet gewonnen. Dies hat damit zu tun, dass ca. 75% der Architekturaufträge von intern erteilt werden und die restlichen von Referenzobjekten herrühren.


4. Informationssysteme im Geschäftsfeld Holzbau

CADWork
Bei CADWork handelt es sich, um ein ähnliches Programm wie Allplan FT. CADWork, das von der gleichnamigen Firma hergestellt wird, ist aber noch stärker dreidimensional orientiert, eher technischer und vor allem spezifisch für die Bedürfnisse des Holzbaus konzipiert.

Auch in CADWork können die Pläne im DXF oder DWG Format abgespeichert werden. Diese Daten können direkt an automatische Produktionsstrassen geschickt werden, die die Planbestandteile dann anfertigen. Die Koch AG verfügt seit kurzem über eine eigene Computer Numerical Control (CNC) Produktionsstrasse, lässt aber bereits seit einiger Zeit gewisse Produkte extern in einem sogenannten Abbundwerk fertigen. Die Daten werden dem Abbundwerk per Email zugestellt, das darauf die Pläne direkt übernimmt und die Produktion beginnt. Die Teile werden im Abbundwerk mittels Computer Aided Manufacturing (CAM) von Maschinen halbautomatisch angefertigt. Die Vorteile dieser Vorgehensweise sind die grössere Genauigkeit der angefertigten Teile, die eingesparte Zeit und die verringerte Fehlerhäufigkeit während der Produktion.

Eigene CNC Produktionsstrasse
Seit Juli 2002 verfügt die Koch AG auch über eine CNC Produktionsstrasse, die für die Vorfabrikation von Systembauelementen eingesetzt wird. Kernstück der Anlage ist eine in der Schweiz einzigartige CNC-Bearbeitungsanlage der deutschen Firma Weinmann . "Die Anlage verfügt über modernste Wendetische, welche ein hochpräzises Montieren des Holzrahmens erlauben. Das Umlegen der Elemente findet computergesteuert statt. Es können in dieser automatischen Fertigung Elemente in einer Länge von 14 m und in einer Breite von 3.7 m bearbeitet werden. Neuartig ist die Multifunktionsbrücke, welche das Nageln der Elemente sowie die kompletten Bohr- und Fräsbearbeitungen im Toleranzbereich von Zehntel-Millimetern erlaubt. Die Anlage verfügt weiter über ein automatische Werkzeugwechselsystem[1]."

Die Installation und Inbetriebnahme der neuen Anlage sei im Grossen und Ganzen erwartungsgemäss erfolgt, meint der Leiter Holzbau, Herr Aigner. Man sei sich bewusst gewesen, dass es sich bei den Maschinen um Neuentwicklungen handle, die bei der Koch AG weltweit zum ersten Mal produktiv eingesetzt würden.

Mit dieser informationstechnisch integrierten Produktionsweise will sich die Koch AG einen technischen Vorsprung zur Konkurrenz von ungefähr zwei Jahren verschaffen.

Rohmaterial Beschaffung
Der Holzbau der Koch AG beschafft in erster Linie Halbfabrikate wie Latten, Isolationsware, Platten, Folien, und Verbindungen. Der Bedarf an Halbfabrikaten nimmt auf Kosten von Bauholz stetig zu. Das gesamte Beschaffungsvolumen beläuft sich auf rund 2.5 Millionen Franken jährlich.

Für jede zu beschaffende Produktgruppe kennt die Firma drei bis vier Lieferanten. Bei jedem grösseren Auftrag lässt man sich die Angebote dieser Lieferanten neu offerieren. Heute verfügt praktisch jeder dieser Lieferanten über eine eigene Homepage. Diese dient der Koch AG vor allem der Informationsbeschaffung. Soll eine Bestellung gemacht oder eine Offerte eingeholt werde, so geschieht dies aber heute zu neunzig Prozent immer noch per Fax. Die Lieferanten haben inzwischen damit begonnen, Preisaktionen per Email anzukündigen, was von Herr Aigner als sehr bequem und nützlich bezeichnet wird.


5. Informationssysteme im Geschäftsfeld Immobilien

Immobilienmarktplätze
Die Immobilienabteilung verfügt über ein Werbebudget von jährlich 100'000 bis 150'000 Schweizer Franken. Dies wird eingesetzt, um die zu verkaufenden Objekte in regionalen Tages- und Wochenzeitungen sowie im Internet anzubieten. Im Internet ist die Koch AG auf dem Immobilienmarktplatz www.nabhome.ch vertreten und verfügt über eine Liste der aktuellen Objekte auf der eigenen Homepage. Nabhome.ch ist der Immobilienmarktplatz der Neuen Aargauer Bank und nimmt nur Objekte aus dem Kanton Aargau auf. Auf den zwei grössten Marktplätzen, Homegate.ch und ImmoScout.ch, ist die Koch AG noch nicht vertreten, überlegt sich aber die Teilnahme an mindestens einem dieser Marktplätze.

Die Unternehmung hat festgestellt, dass heute bereits fünfzig Prozent der Erstkontakte, die zu einem Verkauf führen, direkt auf ein Inserat im Internet zurückzuführen sind. Sie hat allerdings auch mittels Analyse der Logfiles der eigenen Website bemerkt, dass die Zahl der Websitebesucher proportional zu der Werbeaktivität mit Zeitungsinseraten ist. Dies bedeutet, dass die Zeitungsinserate immer noch einen sehr grossen Stellenwert bei der Kundenakquisition haben, sich der Kunde aber gerne auf dem Internet weiterführende Informationen beschafft.

Kommunikation
Vor allem während der Kundengewinnung leistet das Internet gute Dienste. Kundenanfragen können schnell und unkompliziert per Email beantwortet werden. Die Koch AG hat inzwischen auch Formulare auf ihrer Website eingerichtet, die das Bestellen von Objektdokumentationen ermöglichen. Die Dokumente werden dann entweder direkt per Email oder per Post in Papierform zugestellt.


6. Informationssysteme in Verwaltung und Geschäftsleitung

Rechtsberatung
Die Geschäftsleitung muss sich auch um juristische Aufgaben kümmern. Dazu gehört die Prüfung und Ausarbeitung von verschiedenen Vertragsarten. Eher selten muss auch einmal eine Klageschrift verfasst oder beurteilt werden. Die Koch AG arbeitet in diesen Fällen mit einem Anwaltsbüro zusammen und tauscht mit ihm die Dokumente meist per Email aus.

Abacus
Bei Abacus handelt es sich um ein Enterprise Ressource Planning (ERP) System für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Diese branchenunabhängige Lösung wird bei der Koch AG seit acht Jahren eingesetzt. Die Installation wird von der Abacus auf dem eigenen Server im LAN betrieben. Die BDO Visura AG kann Wartungsarbeiten und Problembehebungen online durchführen.


Finanzergebnisse
Ergebnisse aus dem Rechnungswesen werden vom Rechnungswesen aus Abacus exportiert, aufbereitet und periodisch der Geschäftsleitung per Email zugestellt.

E-Banking
Das Rechnungswesen setzt konsequent E-Banking ein. Löhne und Zahlungen werden alle online erledigt. Als Vorteile führt die Leiterin des Rechnungswesens, Frau Bregenzer, die schnellere und transparentere Kontoführung auf. Die Bankspesen werden auch reduziert, aber diese Reduktion hat untergeordnete Bedeutung, weil die Koch AG, da sie eine der grösseren Kunden der Bank ist, sowieso eine vorteilhafte Spesenregelung hat. Frau Bregenzer schätzt, dass die Bank durch die Umstellung auf E-Banking wöchentlich einen Arbeitstag in der Datenerfassung einspart.

Der Zahlungsverkehr wird immer stärker in Abacus integriert. Es besteht auch ein elektronischer Informationsrücklauf von der Raiffeisenbank zu Abacus. Debitoren können trotzdem nicht automatisch ausgebucht werden, da die bezahlten Beträge oft von den in Abacus eingetragenen abweichen. Dies hat auch mit einigen Besonderheiten der Rechnungsstellung und Bezahlung in der Baubranche zu tun. So können beispielsweise Baukosten von der Offerte abweichen und gewisse Rechnung prinzipiell auf die nächsten zehntausend Franken abgerundet werden.

Steuererklärung
Die Steuererklärung der Aktiengesellschaft wird zusammen mit einem Treuhandbüro erledigt. Es ist geplant, die Steuererklärung in Zukunft per Computer auszufüllen und einzureichen. Der Kanton Aargau stellt zu diesem Zweck auf www.steuern.ag.ch eine Sammlung von Excel Formularen für juristische Personen zur Verfügung (vgl. Abbildung 6).

Abbildung 6: Steuererklärung in Excel für juristische Personen im Kanton Aargau.

Abbildung 6: Steuererklärung in Excel für juristische Personen im Kanton Aargau.

7. Nutzen und Kosten des Interneteinsatzes

Der Nutzen durch den Immobilienverkauf mittels Marktplätzen lässt sich kaum genau bestimmen. Es wäre denkbar, dass heute schneller Käufer gefunden werden, aber entsprechende Untersuchungen sind umständlich, konjunkturabhängig und werden von der Koch AG nicht durchgeführt.

Die Homepage dient als wichtige Plattform für den Kontakt mit Neukunden. Da der Durchschnittskunde nur sehr selten ein Haus kauft oder bauen lässt, sind keine speziellen Funktionen zur Kundenbindung vorhanden. Der Nutzen von Emailkommunikation, um Kundenanfragen zu beantworten, wird als sehr wichtig eingestuft. Die Kosten für den Internetauftritt belaufen sich auf ungefähr 10'000 Franken pro Jahr.

E-Banking wurde von der Firma bereits vor dem Internet mittels anderen Kanälen betrieben. Der zusätzliche Nutzen der Onlineverbindung liegt in der höheren Geschwindigkeit und Transparenz. Spesenerleichterungen spielen eine untergeordnete Rolle.

Eine zentrale Rolle spielt die Emailkommunikation mit externen Partnern. Beim Austausch von Plänen mit Planungsbüros und dem Abbundwerk kann sehr viel Zeit eingespart werden.


8. Erfolgsfaktoren

Zeitvorteil durch CAD
Es gibt heute immer noch Planungsbüros, die auf den Einsatz von CAD Systemen verzichten. Für die Koch AG bringen diese Systeme aber eminente Zeitvorteile. Die Ersterstellung von Plänen auf CAD Basis dauert zwar etwa gleichlang wie am Zeichenbrett, aber beim Austausch mit anderen Planungsbüros und bei den immer häufiger werdenden Änderungswünschen kann sehr viel Zeit gewonnen werden.

Informationstechnische Integration bis in die Produktion
Mit der Produktion mittels halbautomatischen Anlagen reicht die digitale Welt heute fast bis zum fertigen Haus. Dank der direkten Übernahme der Plandaten durch die Produktionsanlage kann die Produktionszeit drastisch verkürzt werden.

Behutsames Konfigurationsmanagement
Die Koch AG geht bewusst vorsichtig mit Releasewechseln und Upgrades von Software um. Sie ist zwar an Innovation sehr interessiert aber verzichtet beispielsweise bewusst darauf, immer die neuste Version der Microsoft Betriebssysteme einzusetzen.
[1] Vgl. Oehen (2002), S.1-2.

Literaturangabe:
Oehen, L. (2002): Grossinvestition in den Holzbau, Schweizer Holzbau, 114. Jahrgang (2002) Ausgabe Nr. 18, 2. Mai 2002.


Betreiber der Lösung

Koch AG Büttikon
Marcel Koch, MdGL, VR Präsident
Josef Karl Koch, Geschäftsführer
Branche: Baugewerbe und Innenausbau, Generalunternehmer, Architektur-Holzbau-Immobilien
Unternehmensgrösse: KleinunternehmenKoch AG Büttikon

Autoren der Fallstudie

Martin Gutmann
Universität Bern

01. August 2002
Gutmann; Martin (2002): Fallstudien zur Internetnutzung in Schweizer Unternehmen; Lizentiatsarbeit an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bern; Institut für Wirtschaftsinformatik.

Zu dieser Fallstudie sind keine Anhänge verfügbar.
1956
koch-ag-buettikon
https://www.experience-online.ch/de/9-case-study/1956-koch-ag-buettikon
1
Cookies erleichtern es uns, Ihnen unsere Dienste zur Verfügung zu stellen. Mit dem Klick auf "Akzeptieren" erlauben Sie uns die Verwendung von Cookies.