Content Flow mit direktem Zugriff auf das SAP-System der HOCHTIEF Construction

23. Januar 2004



Das Content Flow System (CFS) der projoin GmbH, Edingen-Neckarhausen, unterstützt Unternehmen und Behörden bei der Optimierung des Reporting: Dank XML kann das System ebenso direkt auf SAP-Systeme zugreifen wie auf Excel-Listen oder Word-Dateien. Es verzahnt den gesamten Datenfluss im Unternehmen enger als je zuvor mit dem Workflow des Reporting. Die dadurch erzielten Effizienzsteigerungen führen zu enormen zeitlichen Entlastungen, insbesondere beim Management. Außerdem lassen sich mit CFS einheitliche Qualitätsstandards für unterschiedliche Darstellungsformen der Geschäftstätigkeit durchsetzen: Ganz gleich, ob gedruckter Quartalsbericht oder Firmenpräsenz im Internet - CFS verbessert das Unternehmensbild bei Investoren, Kunden und Mitarbeitern.


1. Das Management-Informationssystem der HOCHTIEF Construction

Praxisbezogene Entscheidungshilfe finden die Führungskräfte eines großen deutschen Baukonzerns in einem von der projoin GmbH, Edingen- Neckarhausen, gemeinsam mit dem Kunden realisierten Management- Informationssystem. Es unterstützt ein einheitliches Vorgehen in allen Bereichen und Konzerngesellschaften und stellt dafür Richtlinien, Anweisungen und Ablaufbeschreibungen bereit - online im Intranet und in unterschiedlichen Druckfassungen. Das System ist also Handbuch, Geschäftsbericht und Reporting-Tool in einem und kann gleichsam relevante Kennziffern zur aktuellen Geschäftssituation etwa aus dem SAP- System nahtlos in diverse Standard-Ausgabemedien mit einbinden.

Die Lösung des Baukonzerns repräsentiert eine kundenindividuelle Anpassung des mit Microsoft Visual Studio .NET entwickelten Content Flow Systems (CFS) von projoin. Der XML-basierte Ansatz des CFS deckt darüber hinaus eine Reihe weiterer Problemfelder im Reporting ab: "Allein für die Produktion eines jährlichen Geschäftsberichts müssen unterschiedlichste Datenquellen im Unternehmen angesprochen werden, von der einfachen Excel-Liste bis hin zum operativen SAP-System. Und dies meist unter hohem Zeitdruck. In vielen Fällen sind etwa aktuelle Umsatzzahlen nicht immer rechtzeitig zum Redaktionstermin aus allen Bereichen und Regionen verfügbar", berichtet Thomas Joachim, Geschäftsführer von projoin, aus seiner langjährigen Beratungstätigkeit. Zudem seien übliche Redaktionszeiten, die unter anderem von aufwändigen und teuren manuellen Layout- oder Web-Design-Arbeiten ausgefüllt werden, der Aktualität von Berichten und damit ihrer Qualität abträglich.


2. Anfoderungen an einen optimalen Content Flow

Aus solchen Erfahrungen leiten sich die Anforderungen an einen optimalen Content Flow als logische Folgerung ab: Die relevanten Datenquellen, einschließlich operativer Systeme wie R/3 oder mySAP.com, müssen dynamisch angesprochen und für einen vordefinierten Output gebündelt werden können. Nur auf dieser Basis lassen sich Layout-Prozesse für unterschiedliche Formate und Ausgabemedien automatisieren, zum Beispiel als PostScript, PDF oder als HTML für das Web-Publishing im Intranet oder Internet.


3. Komplexität besser beherrschen

Anders als bei Data Warehouse-Lösungen, die einen zusätzlichen Datenpool mit hoher Komplexität im Unternehmen aufbauen, zielt der Ansatz von projoin auf eine Reduktion der Komplexität: "Wir nutzen XML-Konzepte, um ein einfaches Interface zur Verfügung zu stellen, das eine Meta-Sicht, eine Art integrative Perspektive auf heterogene Datenquellen im Unternehmen, ermöglicht", erläutert Thomas Joachim. Dieses Interface ist Bestandteil des Content Flow System (CFS) von projoin und ermöglicht unter anderem eine formalisierte Beschreibung relevanter Unternehmensdaten inklusive ihrer Herkunft.

Ausgangspunkt ist dabei immer ein konkreter Verwendungszweck: Etwa das Management-Handbuch des Baukonzerns, dessen Struktur im CFS als XML-Schema niedergelegt ist. Inhalte können wahlweise direkt in das System eingegeben werden, zum Beispiel wenn es um Textfragmente für Richtlinien und Handlungsanweisungen geht. Oder sie werden aus fremden Quellen eingespeist, wie im Fall von betriebswirtschaftlichen Kennzahlen aus einem SAP-System. Im CFS werden benötigte Daten demnach nicht vorab gesammelt und zwischengespeichert, sondern situationsgerecht on demand geladen.
Wir stellen keinen Ersatz eines Warehouses dar. Vielmehr behalten die Applikationen die Hoheit über ihre Daten und nutzen das CFS lediglich als Durchgangsstation um sich an einem Ausgabeprozess beteiligen zu können.


4. Optimale Content Struktur mittels XML-Schema

Physisch residieren Content und Projektstruktur in ein und derselben Microsoft SQL Server 2000-Datenbank. Die XML-Schemata mit den Strukturbeschreibungen werden vom CFS als editierbare XML-Bäume repräsentiert, so dass sich neue Inhalte als Knoten oder Blätter eines Baumes problemlos an entsprechender Stelle einfügen und bearbeiten lassen.

Weil sämtliche Inhalte zu hundert Prozent in XML vorliegen, kann das Schema die Struktur-Konformität des Contents jederzeit garantieren. Beispielsweise enthält die Definition für das Management-Handbuch ein Schema-Element, das Kapitelstrukturen beschreibt und für das die Attribute mindestens auf 1 gesetzt und höchstens auf 42 gesetzt sind. Im Klartext bedeutet dies, dass das Handbuch mindestens ein, höchstens aber zweiundvierzig Kapitel umfasst. Ein dreiundvierzigstes ließe sich mit CFS nicht anlegen. Analoge Regeln betreffen zum Beispiel die Seitenzahl meist aber weitaus komplexere Strukturen.

Abbildung 1: Content-Struktur
Abbildung 1: Content-Struktur


Inhalte lassen sich komfortabel als Knoten oder Blätter eines Baumes einfügen. Über die Zulässigkeit der Eingaben wachen im Hintergrund die Regeln zugehöriger XML-Schemata.

Bei den XML-Schema-Dateien für das Handbuch handelt es sich also um einen Satz von Regeln, der dynamischen Inhalten eine klar umrissene Form gibt. Allerdings ist dafür ein Umdenken im Unternehmen erforderlich: Denn bei der Definition derartiger Schemata muss nicht nur die spätere Nutzung der Inhalte bereits mitbedacht und entsprechend formalisiert werden, sondern auch alle Prozesse, denen die relevanten Informationen entstammen. Hier ist die Beratungskompetenz von projoin gefragt, die CFS als Mittel einsetzt, um bei ihren Kunden die Wechselwirkungen zwischen Content- und Workflow zu optimieren.

Abbildung 2: XML-Schema
Abbildung 2: XML-Schema


CFS-Szenario Management-Handbuch: XML-Schemata (XSD) mit der Strukturdefinition für das Handbuch werden in dieselbe relationale Datenbank abgebildet, die auch alle Inhalte im XML-Format enthält. So ist jederzeit Konformität zwischen Content und Struktur garantiert. Das automatische Layout übernehmen separate XML Style Sheet Language Transformations Files (XSLT) für praktisch beliebige Output-Formate.

Prinzipiell sind die mit CFS verwalteten Projekte nicht auf Handbücher oder Web-Inhalte beschränkt. Auch die Struktur und das Erscheinungsbild von Applikationen lassen sich mit XML-Schemata elegant beschreiben. Genau das tut CFS mit der individuellen Ausprägung der eigenen Applikationen beim Kunden, wo während des Customizing Menüstrukturen, Hilfetexte und anderes mehr als XML-Schemata formuliert werden. CFS nutzt XML also auch, um sich selbst flexibel an die individuellen Anforderungen der Kunden anpassen zu können.


5. Die wichtigesten XML-Klassen von .NET

Dirk Neethling, Projektmanager Bereich IT, HOCHTIEF Construction AG:
Gemeinsam haben wir eine Lösung geschaffen, die gut für die beschriebene Problematik passt. Neben dem strikten Einsatz von XML wollten wir vor allem im Bereich Datenaustausch neue, strukturiertere Wege gehen, und die XML-Dienste-Technologie konsequent einsetzten. Hierbei hat uns die Firma projoin gut unterstützt und mit unserer Fachabteilung zusammen gearbeitet. Ein Folgeprojekt mit projoin schloss sich bereits an, das die gleiche Ausrichtung in allerdings viel größerem Ausmaß bietet. Hierbei handelt es sich um die strukturelle Aufarbeitung eines der größten europäischen Infrastruktur- Projekte im Bauwesen. Die Schaffung einer XML-basierten Plattform für das integrierte Arbeiten verschiedener Fachrichtungen war ein Hauptanliegen, und erste Lösungen konnten erfolgreich erarbeitet werden.

Dirk Labonte, Projektmanager Bereich QM, HOCHTIEF Construction AG:
Die Ideen der projoin GmbH haben unseren Lösungsansatz wesentlich variabler gemacht. Das Werkzeug ist heute sehr universell und kann viele Aufgaben abdecken. Durch die strikte Gliederung der Daten mußten wir beim ersten Einsatz des Systems unsere fachliche Arbeit viel mehr strukturieren. Dies schien zunächst ein Nachteil zu sein, erwies sich später aber als Vorteil, da die fachliche Diskussion an den Vorgaben orientiert werden konnte und notwendige Änderungen leicht im System zu integrieren waren. Heute können wir schnell und ohne großen Aufwand zusätzliche Informationen gliedern, erfassen und zur Verfügung stellen. Der Aufwand zur Erstellung der Datenstruktur im Vorfeld ist zwar hoch, zahlt sich aber später aus. Besonders bei den großen Projekten die in Zukunft anstehen werden wir diesen Weg daher wieder gehen.

Die meisten Klassen zur Unterstützung von XML sind im Namensraum System.Xml angesiedelt, so auch die Basisklassen XmlReader und XmlWriter. Beiden liegt ein Datenstrom-Modell zugrunde, das ohne speicherresidenten Cache auskommt. XmlReader liest XML-Daten als ungepufferte Stream-Daten, während XmlWriter korrekten, XML1.0-konformen Datenstrom in einem ebenfalls ungepufferten Schreibzugriff erzeugt.

Als abstrakte Basisklassen stellen XmlReader und XmlWriter von sich abgeleiteten Klassen ihre Funktionalität zur Verfügung. Konkrete Implementierungen sind zum Beispiel XmlTextReader beziehungsweise XmlTextWriter. Sie erben alle Eigenschaften ihrer Basisklassen und ermöglichen das Lesen beziehungsweise Schreiben textbasierter XML-Ströme auf sehr einfache Weise. Zu den Methoden von XmlTextReader gehören unter anderem Read, MoveToElement sowie ReadString. Die von XmlTextWriter angebotenen Methoden heißen zum Beispiel WriteDocType, WriteComment, WriteName.

Strukturierte XML-Dokumente lassen sich komfortabler mit den Klassen XmlDocument, beziehungsweise deren Implementierung XmlDataDocument, sowie mit XmlNavigator versus der Ableitung XmlDocumentNavigator bearbeiten. XmlDataDocument kann mit einem relationalen ADO.NET Dataset verbunden, aber auch zur DOM-Repräsentation genutzt werden. XmlDocumentNavigator bietet deutlich mehr Funktionalität als XmlReader, zum Beispiel wahlfreien Zugriff (Random Access) und die zusätzliche Fähigkeit, Knoten und Attribute erzeugen zu können.


6. Integratives Konzept von Visual .NET

Dass sich projoin für Microsoft .NET als Plattform für CFS entschied, hat zum einen strategische Gründe: "Wir sind vom Erfolg dieser Technologie überzeugt", so Thomas Joachim. Zum anderen sprachen die Vorteile von Microsoft Visual Studio .NET für diese Entscheidung: Begeistert zeigt sich Thomas Joachim zum Beispiel vom Funktionsreichtum der XML-Klassen des .NET Framework, von der projoin bei der Entwicklung seiner stark XML-zentrierten Lösung naturgemäß besonders profitieren konnte.

Zudem hebt der projoin-Geschäftsführer den integrativen Ansatz der Microsoft-Entwicklungsumgebung hervor. Dieser Integrationsansatz ermöglicht zum Beispiel die nahtlose Integration des von SAP zur Verfügung gestellten .NET Connector. Damit werden .NET-Anwendungen wie CFS in die Lage versetzt, definierte Feldinhalte von R/3- oder mySAP.com-Datenbeständen gezielt ansprechen zu können. Auch CFS nutzt diesen Mechanismus zum dynamischen Datenimport aus SAP-Systemen.

Abbildung 3: :NET Connector von SAP
Abbildung 3: :NET Connector von SAP


Vollständig in Visual Studio .NET integriert: Der .NET Connector von SAP ermöglicht Microsoft .NET-Projekten den direkten Zugriff auf Datenbestände von R/3 und mySAP.com.

Die Integrationskraft der Entwicklungsumgebung Visual Studio .NET schlägt so gesehen auf die damit erzeugten Anwendungen durch. CFS bindet neben SAP-Systemen beispielsweise auch vorhandene Web-Reporting-Tools via XML nahtlos in den Content Flow mit ein. So bleiben die früher geleisteten Investitionen bei Kunden von projoin weiterhin geschützt.

Im Wesentlichen basiert die Entwicklung von CFS auf C# und ASP.NET. Für das Mapping der XML-Bäume auf die Tabellenstruktur der SQL Server-Datenbank sind Stored Procedures verantwortlich, die dort auch hinterlegt sind. Der Grund für die Ablage von XML-Daten in der relationalen Datenbank: Sie lassen sich hier vom CFS Middle Layer besonders einfach auslesen und anschließend zu Formatierungszwecken einer XSLT-Datei unterwerfen.


7. Vorteile für den Kunden

Im Geschäftsalltag beschränken sich die Effekte von CFS nicht auf einzelne Ausgabemedien, wie ein gedrucktes oder digitales Handbuch. Denn die Funktionalität von CFS lässt sich problemlos auch in andere Dokumente integrieren. Zum Beispiel in ein Word-Dokument, das bei jedem Öffnen die darin enthaltenen Umsatzzahlen via CFS automatisch aktualisiert, und zwar ohne dass ein zusätzlicher Handgriff oder Gedanke seitens des Anwenders erforderlich wäre. Die resultierenden Zeiteinsparungen, insbesondere bei Führungskräften, sind enorm.

Auch Dokumente, die der Außendarstellung eines Unternehmens dienen, sind dank CFS permanent aktuell. Da außerdem das Layout automatisiert erfolgt, steht ein druckfertiger Geschäftsbericht jederzeit per Knopfdruck zur Verfügung, ohne die früher unabdingbaren Redaktionszeiten. CFS ermöglicht daher mehr Korrekturzyklen, was wiederum der Qualität der Außendarstellung zugute kommt.

Weitere Anwendungsmöglichkeiten von CFS werden derzeit evaluiert: Ein im Management-Handbuch beschriebenes Vorgehen könnte vom aktuellen Wert bestimmter betriebswirtschaftlicher Kenngrößen abhängig gemacht werden. Der Content wäre dann bedingt: Die im Intranet publizierte Fassung böte je nach Geschäftssituation abweichende Handlungsanweisungen. Als eine derartige Bedingung käme zum Beispiel das aktuelle Brutto-Auftragsvolumen des Gesamtkonzerns infrage. Das dynamisierte Handbuch würde somit ein standardisiertes Vorgehen für alle Gesellschaften und Bereiche des Konzerns sogar bei sehr instabilen Marktverhältnissen weit effektiver als bisher unterstützen.


Betreiber der Lösung

HOCHTIEF Construction AG
Dirk Neethling, IT-Projektmanager
Dirk Labonte, QM-Projektmanager
Branche: Baugewerbe und Innenausbau, Hochbau
Unternehmensgrösse: KleinunternehmenHOCHTIEF Construction AG

Lösungspartner

Thomas Joachim, Geschäftsführer
projoin GmbH

Autoren der Fallstudie

Ingo Paszkowsky, Adrian Schuster, Paszkowsky Medien

23. Januar 2004
Microsoft Deutschland GmbH

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1749
ms-de-projoin-hochtief
https://www.experience-online.ch/de/9-case-study/1749-ms-de-projoin-hochtief
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