Internetnutzung bei der Elite Garage AG Arbon

01. August 2002



Die Elite Garage AG ist eine offizielle Audi und VW Vertretung mit 13 Mitarbeitern. Sie ist eine Vertragsgarage der AMAG, dem grössten schweizerischen Audi- und VW-Importeur. Neben dem Verkauf von Neu- und Gebrauchtwagen, bietet die Garage Reparatur- und Serviceleistungen für Eigen- und Fremdmarken an. Zusätzlich verfügt die Garage über eine BP Tankstellenvertretung mit täglich geöffnetem Tankstellenshop. Die vorliegende Fallstudie zeigt, wie die Garage sowohl für den Neu- und Gebrauchtwagenhandel, aber auch für andere Bereiche wie Shop und Zahlungsabwicklung Gebrauch von Internettechnologie macht.


1. Hintergrund

Die Elite Garage AG beschäftigt 13 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2001 einen Jahresumsatz von rund zehn Millionen Schweizer Franken. Die Aktiengesellschaft ist im Besitz des Ehepaars Gerber und wird von diesem geführt. Die Unternehmung lässt sich in die Geschäftsfelder Neu-, Gebrauchtwagenverkauf, Service/Reparatur, Tankstelle und Shop aufteilen (vgl. Abbildung 1)

Abbildung 1: Geschäftsfelder und Partner der Elite Garage.

 

Abbildung 1: Geschäftsfelder und Partner der Elite Garage.

 


2. Systemlandschaft

Die Elite Garage betreibt ein eigenes Local Area Network (LAN). Dieses LAN ist eine Insellösung, die keine Verbindung gegen aussen aufweist und auf Windows NT Clients basiert. Es sind bisher drei Arbeitsplätze mit Modems für den Internetzugang ausgerüstet worden. Nachfolgend nun eine Beschreibung von wichtigen Informationssystemen, die im Unternehmen zum Einsatz kommen:


Autac
Autac ist das Enterprise Ressource Planning (ERP) System, das von der Elite Garage eingesetzt wird. Es handelt sich hierbei um eine markenunabhängige Branchenlösung, die von der Firma DCS Automotive entwickelt wurde. Das System beinhaltet, unter anderen, Funktionen zur Ersatzteileverwaltung, dem Wagenhandel und der Finanzbuchhaltung.


ETKA
Bei ETKA handelt es sich um einen elektronischen Ersatzteilkatalog. Er wird von der AMAG zur Verfügung gestellt und bei der Elite Garage für die Marken VW & Audi eingesetzt.


ELSA
Ist das Knowledge Management System der AMAG. Es verfügt über reichhaltige Diagnose-, Reparatur- und Serviceinformationen. So sind darin beispielsweise Informationen vorhanden, was zu tun ist, wenn der Motor beim Modell X bei einer bestimmten Drehzahl eigenartige Geräusche von sich gibt. Updates des Datenstammes erfolgen heute noch per Diskette.


ETKA und ELSA ersetzten die entsprechenden Informationen in Papierform. Vor ihrer Einführung wurden die entsprechenden Papierseiten wöchentlich zugestellt. Das Einordnen der wöchentlich zugestellten Papierseiten in den dafür vorgesehenen Ordern war ein immenser Zeitaufwand, der heute dank ETKA und ELSA wegfällt.


Zugriff auf AMAG Dispo
Es besteht für die Garage heute die Möglichkeit, sich per Modem bei der AMAG einzuwählen und dort ein Fahrzeug für den Kunden zu konfigurieren und zu bestellen. Wenn das Fahrzeug in einer bestimmten Konfiguration im Moment nicht direkt von der AMAG erhältlich ist, kann auch gesucht werden, ob eine andere Partnergarage über ein entsprechendes Fahrzeug verfügt. Die Einwahl erfolgt heute noch über eine Anbindung an das Afida ERP System der AMAG.


AutoScout24/Car4you
AutoScout24 und Car4you sind Automarktplätze im Internet. Inserenten können in ihnen ihre Gebrauchtfahrzeuge zum Kauf anbieten (vgl. Abbildung 2). Die Insertion ist in der Regel kostenpflichtig. Wer sich für ein Fahrzeug interessiert, kann kostenlos direkt mit dem Verkäufer Kontakt aufnehmen. Das eigentliche Geschäft, die Kauftransaktion, läuft nicht über den Marktplatz, sondern direkt zwischen Käufer und Verkäufer ab.

Abbildung 2: Inserateansicht Onlineautomarktplatz.

Abbildung 2: Inserateansicht Onlineautomarktplatz.



Homepage
Unter der Adresse www.elite-garage.ch ist die Homepage der Unternehmung aufgeschaltet. Die Website wurde von der Firma Prex aus St.Gallen erstellt. Es handelt sich um eine statische Lösung, die Informationen über das Verkaufs- und Dienstleistungsangebot gibt. Weiter sind Informationen zum Standort, den Mitarbeitern und den Öffnungszeiten vorhanden. Ein Betrachten des aktuellen Gebrauchtwagenbestandes ist über externe Links zu AutoScout24 und Car4you möglich.


3. Änderungen in der Systemlandschaft

Die Elite Garage verkauft jährlich rund 120 Neufahrzeuge an Privat- und Geschäftskunden. Wer in der Schweiz eine offizielle Vertretung einer Automarke, wie Audi, VW, Skoda oder Porsche führt, ist in den meisten Fällen Vertragspartner des grössten Importeurs dieser Marken, der AMAG. Dem Vertragshändler werden Auflagen gemacht, so zum Beispiel über Ausmass und Ausstattung des Showrooms und wie Reparaturen und Wartungsarbeiten durchzuführen sind. Im Gegenzug versorgt der Importeur den Händler mit Neuwagen, Ersatzteilen, dem dazugehörenden Know-how und unterstützt ihn bei der Abwicklung von Geschäften.


Wird der Prozess der Neuwagenbestellung betrachtet, fällt auf, dass zahlreiche Dokumente erstellt werden müssen (vgl. Abbildung 4).


Abbildung 4: Geschäftsprozess Neuwagenbestellung.

Abbildung 4: Geschäftsprozess Neuwagenbestellung.



Das Charakteristische an diesen Dokumenten ist, dass sie sich inhaltlich stark gleichen. In fast jedem der Dokumente wird die Wagenkonfiguration genau beschrieben, ein Preis errechnet und die Kundendaten sind enthalten. Will ein Kunde heute einen Wagen aufgrund einer Offerte bestellen, muss zuerst manuell ein Vertrag aufgesetzt werden, der nochmals die ganzen Details der Bestellung aufführt. Die genaue Wagenkonfiguration, inklusive Angaben zum Grundmodell, zur Sonderausstattung und zum Preis ist derart umfangreich, dass sie schnell mal zwei bis drei Seiten Platz für sich beansprucht. Diese Daten müssen bei der Bestellung beim Importeur mittels AMAG Dispo Zugriff erneut alle manuell eingegeben werden. Trifft der Wagen ein, müssen die Angaben nochmals für die Rechnung an den Kunden verwendet werden. Wird der Wagen an den Kunden übergeben, will der Importeur mittels Verkaufsmeldekarte benachrichtigt werden, was wiederum fast die gesamten Daten benötigt.


Die Einführung des KIS wird voraussichtlich die administrativen Tätigkeiten bei einer Neuwagenbestellung radikal vereinfachen. Die mehrfache manuelle Wiedererfassung soll durch die Zusammenarbeit von Autac und SAP überflüssig werden. Die Kernkomponente von KIS bilden browserbasierte Extranetanwendungen. Der Händler wird sich mittels Passwort einloggen und die Kundendaten in diesen Anwendungen erfassen. Sämtliche Dokumente und Daten werden dem Benutzer bei der Abwicklung des Geschäftsprozesses zur richtigen Zeit zur Verfügung stehen.


Heute verkauft die Elite Garage 120 bis 130 Gebrauchtfahrzeuge. Zirka 40 Prozent dieser Fahrzeuge werden mittels Inserat auf einem Internetautomarktplatz verkauft (vgl. Abbildung 5). Die Garage arbeitet mit AutoScout24 und Car4you zusammen. Den ersten Versuch mit einem Internetmarktplatz machte die Unternehmung im Jahr 1999 mit CarWinner . Die Verkaufzahlen für Gebrauchtfahrzeuge bewegten sich vorher zwischen 60 und 80 verkauften Stück pro Jahr. Die Zunahme der Verkäufe auf das heutige Niveau führt Herr Gerber auf das Engagement im Onlinemarkt zurück.

Abbildung 5: Gebrauchtwagenverkäufe.

 

Abbildung 5: Gebrauchtwagenverkäufe.



Die Elite Garage geht davon aus, dass sich der Umsatz, der mittels konventioneller Kundenakquisition erzielt wird, halten wird, während sich die Onlineverkäufe bis auf das Verhältnis 50 zu 50 steigern werden.


Die Automarktplätze werden auf zwei Arten von der Elite Garage verwendet:

  • Um eigene Fahrzeuge zu verkaufen
  • Um Fahrzeuge für Kunden zu finden

Werden eigene Fahrzeuge verkauft, ergeben sich durch die Internetnutzung Vorteile, da ein wesentlich breiteres Publikum kostengünstig angesprochen werden kann. Dies wirkt sich in einer heute stärker national orientierten Kundschaft aus. Herr Gerber stellt fest, dass die Kundschaft, die über Internet Fahrzeuge sucht, zwar oft sehr genaue Vorstellungen über das gewünschte Fahrzeug hat, jedoch auch bereit ist, weite Anreisen für ein gutes Angebot in Kauf zu nehmen. Es kommt daher durchaus vor, dass ein Kunde von Genf an den Bodensee nach Arbon reist, um sein Traumauto zu kaufen. Vor der Verwendung von Internetautomarktplätzen wurden Fahrzeuge von der Elite Garage oft auch an Zwischenhändler verkauft. Dies ist heute meist nicht mehr nötig, da über Internet die passende Kundschaft in der Regel gefunden werden kann. Es kommt also hier zur Disintermediation, d.h. eine Stufe des Zwischenhandels fällt weg.


Die Marktplätze auf dem Internet werden jedoch nicht nur benutzt, um eigene Fahrzeuge zu verkaufen. Herr Gerber berichtet, dass immer häufiger Kunden mit genauen Vorstellungen über ihr Wunschauto zu ihm kommen. Die Elite Garage hat nicht immer das passende Auto auf dem Hof stehen, aber die Kunden wollen beim Kauf nicht auf das bestehende Vertrauensverhältnis zu ihrer Stammgarage verzichten. So kann es sein, dass eine Kunde einen Audi A3 mit 1.8 Liter Motor in schwarz oder silber haben möchte, jedoch sicher gehen will, dass das Fahrzeug technisch in Ordnung ist. "Ein Fahrzeugkauf ist und bleibt Vertrauenssache", führt Herr Gerber aus. Es sei für einen technischen Laien zunehmend ein Problem, den Fahrzeugzustand und somit die Attraktivität eines Angebots richtig beurteilen zu können. In diesem Fall sucht Herr Gerber für seine Kunden Objekte auf den erwähnten Fahrzeugmärkten. Er prüft die Qualität des Angebots entweder selber oder verlässt sich auf Angaben des Verkäufers, wenn das Angebot aus vertrauenswürdiger Quelle stammt. Die Elite Garage kann zusammen mit der AMAG für den Käufer sogar Occasionsgarantien abgeben. Dadurch, dass der Käufer aber nicht selber über das Internet das Angebot sucht und kauft, kommt es hier zu zusätzlicher Intermediation. Die Garage ist eine zusätzliche Stufe des Handels, die das Geschäft um Serviceleistungen bereichert, sowie Fachwissen, Sicherheit und Vertrauen bietet.


Automarktplätze aus Sicht der Garage
Heute müssen sowohl für AutoScout als auch für Car4you die Daten manuell via Browser und Internet eingegeben werden. Ein automatischer Abgleich ist zurzeit noch nicht möglich. Der Aufwand zum Pflegen der Fahrzeugdaten ist bei Car4you grösser. In Zukunft könnte sich der Aufwand zum Publizieren nochmals reduzieren, wenn die AMAG Rahmenverträge mit einem Automarktplatz abschliesst. Es könnte dann möglich sein, die Daten aus dem durch Händler und Importeur gemeinsam genutzten SAP R/3 mittels der KIS Gebrauchtwagenapplikation zu publizieren. Die Einbindung eines Marktplatzes würde voraussichtlich auch eine Reduktion der Insertionskosten bedeuten.


Im Vergleich schneidet der Marktführer AutoScout24, aus der Sicht der Elite Garage, heute klar besser ab. Dies wegen der erwähnten Benutzerfreundlichkeit, der Marktführerschaft und vor allem weil über AutoScout über 50% mehr Umsatz erzielt wird. AutoScout wird von Herr Gerber als innovativer und aktiver bezeichnet.


4. Neuwagenverkauf und Gebrauchtwagenhandel

Die Elite Garage verkauft jährlich rund 120 Neufahrzeuge an Privat- und Geschäftskunden. Wer in der Schweiz eine offizielle Vertretung einer Automarke, wie Audi, VW, Skoda oder Porsche führt, ist in den meisten Fällen Vertragspartner des grössten Importeurs dieser Marken, der AMAG. Dem Vertragshändler werden Auflagen gemacht, so zum Beispiel über Ausmass und Ausstattung des Showrooms und wie Reparaturen und Wartungsarbeiten durchzuführen sind. Im Gegenzug versorgt der Importeur den Händler mit Neuwagen, Ersatzteilen, dem dazugehörenden Know-how und unterstützt ihn bei der Abwicklung von Geschäften.


Wird der Prozess der Neuwagenbestellung betrachtet, fällt auf, dass zahlreiche Dokumente erstellt werden müssen (vgl. Abbildung 4).


Abbildung 4: Geschäftsprozess Neuwagenbestellung.

Abbildung 4: Geschäftsprozess Neuwagenbestellung.



Das Charakteristische an diesen Dokumenten ist, dass sie sich inhaltlich stark gleichen. In fast jedem der Dokumente wird die Wagenkonfiguration genau beschrieben, ein Preis errechnet und die Kundendaten sind enthalten. Will ein Kunde heute einen Wagen aufgrund einer Offerte bestellen, muss zuerst manuell ein Vertrag aufgesetzt werden, der nochmals die ganzen Details der Bestellung aufführt. Die genaue Wagenkonfiguration, inklusive Angaben zum Grundmodell, zur Sonderausstattung und zum Preis ist derart umfangreich, dass sie schnell mal zwei bis drei Seiten Platz für sich beansprucht. Diese Daten müssen bei der Bestellung beim Importeur mittels AMAG Dispo Zugriff erneut alle manuell eingegeben werden. Trifft der Wagen ein, müssen die Angaben nochmals für die Rechnung an den Kunden verwendet werden. Wird der Wagen an den Kunden übergeben, will der Importeur mittels Verkaufsmeldekarte benachrichtigt werden, was wiederum fast die gesamten Daten benötigt.


Die Einführung des KIS wird voraussichtlich die administrativen Tätigkeiten bei einer Neuwagenbestellung radikal vereinfachen. Die mehrfache manuelle Wiedererfassung soll durch die Zusammenarbeit von Autac und SAP überflüssig werden. Die Kernkomponente von KIS bilden browserbasierte Extranetanwendungen. Der Händler wird sich mittels Passwort einloggen und die Kundendaten in diesen Anwendungen erfassen. Sämtliche Dokumente und Daten werden dem Benutzer bei der Abwicklung des Geschäftsprozesses zur richtigen Zeit zur Verfügung stehen.


Heute verkauft die Elite Garage 120 bis 130 Gebrauchtfahrzeuge. Zirka 40 Prozent dieser Fahrzeuge werden mittels Inserat auf einem Internetautomarktplatz verkauft (vgl. Abbildung 5). Die Garage arbeitet mit AutoScout24 und Car4you zusammen. Den ersten Versuch mit einem Internetmarktplatz machte die Unternehmung im Jahr 1999 mit CarWinner . Die Verkaufzahlen für Gebrauchtfahrzeuge bewegten sich vorher zwischen 60 und 80 verkauften Stück pro Jahr. Die Zunahme der Verkäufe auf das heutige Niveau führt Herr Gerber auf das Engagement im Onlinemarkt zurück.

Abbildung 5: Gebrauchtwagenverkäufe.

 

Abbildung 5: Gebrauchtwagenverkäufe.



Die Elite Garage geht davon aus, dass sich der Umsatz, der mittels konventioneller Kundenakquisition erzielt wird, halten wird, während sich die Onlineverkäufe bis auf das Verhältnis 50 zu 50 steigern werden.


Die Automarktplätze werden auf zwei Arten von der Elite Garage verwendet:

  • Um eigene Fahrzeuge zu verkaufen
  • Um Fahrzeuge für Kunden zu finden

Werden eigene Fahrzeuge verkauft, ergeben sich durch die Internetnutzung Vorteile, da ein wesentlich breiteres Publikum kostengünstig angesprochen werden kann. Dies wirkt sich in einer heute stärker national orientierten Kundschaft aus. Herr Gerber stellt fest, dass die Kundschaft, die über Internet Fahrzeuge sucht, zwar oft sehr genaue Vorstellungen über das gewünschte Fahrzeug hat, jedoch auch bereit ist, weite Anreisen für ein gutes Angebot in Kauf zu nehmen. Es kommt daher durchaus vor, dass ein Kunde von Genf an den Bodensee nach Arbon reist, um sein Traumauto zu kaufen. Vor der Verwendung von Internetautomarktplätzen wurden Fahrzeuge von der Elite Garage oft auch an Zwischenhändler verkauft. Dies ist heute meist nicht mehr nötig, da über Internet die passende Kundschaft in der Regel gefunden werden kann. Es kommt also hier zur Disintermediation, d.h. eine Stufe des Zwischenhandels fällt weg.


Die Marktplätze auf dem Internet werden jedoch nicht nur benutzt, um eigene Fahrzeuge zu verkaufen. Herr Gerber berichtet, dass immer häufiger Kunden mit genauen Vorstellungen über ihr Wunschauto zu ihm kommen. Die Elite Garage hat nicht immer das passende Auto auf dem Hof stehen, aber die Kunden wollen beim Kauf nicht auf das bestehende Vertrauensverhältnis zu ihrer Stammgarage verzichten. So kann es sein, dass eine Kunde einen Audi A3 mit 1.8 Liter Motor in schwarz oder silber haben möchte, jedoch sicher gehen will, dass das Fahrzeug technisch in Ordnung ist. "Ein Fahrzeugkauf ist und bleibt Vertrauenssache", führt Herr Gerber aus. Es sei für einen technischen Laien zunehmend ein Problem, den Fahrzeugzustand und somit die Attraktivität eines Angebots richtig beurteilen zu können. In diesem Fall sucht Herr Gerber für seine Kunden Objekte auf den erwähnten Fahrzeugmärkten. Er prüft die Qualität des Angebots entweder selber oder verlässt sich auf Angaben des Verkäufers, wenn das Angebot aus vertrauenswürdiger Quelle stammt. Die Elite Garage kann zusammen mit der AMAG für den Käufer sogar Occasionsgarantien abgeben. Dadurch, dass der Käufer aber nicht selber über das Internet das Angebot sucht und kauft, kommt es hier zu zusätzlicher Intermediation. Die Garage ist eine zusätzliche Stufe des Handels, die das Geschäft um Serviceleistungen bereichert, sowie Fachwissen, Sicherheit und Vertrauen bietet.


Automarktplätze aus Sicht der Garage
Heute müssen sowohl für AutoScout als auch für Car4you die Daten manuell via Browser und Internet eingegeben werden. Ein automatischer Abgleich ist zurzeit noch nicht möglich. Der Aufwand zum Pflegen der Fahrzeugdaten ist bei Car4you grösser. In Zukunft könnte sich der Aufwand zum Publizieren nochmals reduzieren, wenn die AMAG Rahmenverträge mit einem Automarktplatz abschliesst. Es könnte dann möglich sein, die Daten aus dem durch Händler und Importeur gemeinsam genutzten SAP R/3 mittels der KIS Gebrauchtwagenapplikation zu publizieren. Die Einbindung eines Marktplatzes würde voraussichtlich auch eine Reduktion der Insertionskosten bedeuten.


Im Vergleich schneidet der Marktführer AutoScout24, aus der Sicht der Elite Garage, heute klar besser ab. Dies wegen der erwähnten Benutzerfreundlichkeit, der Marktführerschaft und vor allem weil über AutoScout über 50% mehr Umsatz erzielt wird. AutoScout wird von Herr Gerber als innovativer und aktiver bezeichnet.


5. Service und Reparatur

Eine Besonderheit der Elite Garage ist, dass sie das untere Stockwerk ihres Gebäudes an eine Lackiererei und eine Spenglerei vermietet. Diese Firmen sind zwar rechtlich und finanziell unabhängig von der Elite Garage, es werden jedoch Aufträge untereinander weitergegeben, um das Angebot für den Kunden zu vervollständigen.


Die Elite Garage bietet Wartungs- und Reparaturleistungen, sowohl für die Hausmarken Audi und VW, als auch für jede andere Marke an. Bei den Hausmarken verläuft der Service nach den Vorschriften des Importeurs, und die Originalersatzteile werden über ihn bezogen. Ein eigenes kleines Lager verfügt über die wichtigsten Ersatzteile. Andere Ersatzteile werden bei Bedarf zweimal täglich von der AMAG geliefert. Handelt es sich bei der Reparatur nicht um eine der beiden Hausmarken, werden die Ersatzteile über den Händler Derendinger bezogen. Für Kunden von Derendinger besteht zwar die Möglichkeit auf elektronischem Weg mittels der Applikation D-NET Plus zu bestellen, die Elite Garage bestellt aber heute noch per Telefon.


Wie eingangs erwähnt, werden Ersatzteile bei der AMAG mit der Applikation ETKA bestellt. ETKA steht für Elektronischer Teiledienst Katalog. Es handelt sich hierbei um eine Windows Anwendung. Muss ein Mitarbeiter ein Ersatzteil bestellen, muss er zuerst das Automodell und das Baujahr aus einer Liste auswählen. Das Programm bietet ihm darauf eine Übersicht an, auf der das Fahrzeug in Haupt- und Untergruppen aufgeteilt ist. Ist die richtige Untergruppe ausgewählt, wird eine Explosionszeichnung angezeigt, auf dem die Ersatzteile mit einer Legende versehen sind. Das richtige Ersatzteil kann nun durch einen einfachen Mausklick in den Warenkorb aufgenommen werden. Die Bestellungen werden heute noch gesammelt, ausgedruckt und per Fax weitergeleitet. Es dürfte sich aber um eine Frage der Zeit handeln, bis die Elite Garage ihre Ersatzteile online abschicken kann, da die entsprechenden Buttons in den Menüs bereits vorgesehen, aber noch nicht funktionstüchtig sind.


Das elektronische Service Auskunftssystem (ELSA) bietet eine Fülle von Funktionen. Das Ziel dieser Funktionen ist es, den Garagier bei der Wartung und der Reparatur zu unterstützen. Eine solche Unterstützung ist notwendig geworden, weil die Fahrzeuge seit einiger Zeit mit immer mehr komplexer Technik gebaut und ausgerüstet werden.


Die von ELSA angebotenen Werkzeuge sind im Hauptmenü der Anwendung in folgende Unterfunktionen aufgeteilt:

  • Arbeitspositionenkatalog
  • "Instandhaltung genau genommen" (Anleitung zum Service)
  • Wartungstabellen
  • Schadensnummernkatalog (für die Versicherung)
  • Stromlaufpläne
  • Abgase
  • Karosserie-Instandsetzung
  • Fahrzeugindividuelle Hinweise
  • Reparaturleitfaden (vgl. Abbildung 6)



Die Auswahl der betroffenen Teile funktioniert ähnlich wie bei ETKA. Die Anleitungen können ausgedruckt und an den Arbeitsplatz genommen werden.

Abbildung 6: Elektronisches Service Auskunftssystem ELSA - Ansicht im Reparaturleitfaden.

 

Abbildung 6: "Elektronisches Service Auskunftssystem" ELSA - Ansicht im Reparaturleitfaden.

 

  • Browser

Diese Funktion dient dem Zugriff auf das AMAG KD-Service Net. Einer Extranet Applikation, die das Einholen von aktuellen Informationen erlaubt. So können beispielsweise Rundschreiben nachgelesen und das Angebot an Kursen und Schulungen angeschaut werden.


6. Tankstelle & Shop

Bei der Tankstelle handelt es sich um eine British Petroleum (BP) Vertretung. Die Bezahlung erfolgt bar oder mittels Kredit- und Debitkarten wie Eurocard, Postcard oder EC-Karte. Um die Karte zu validieren und die Buchung vorzunehmen, besteht eine Verbindung zu Europay , einem Unternehmen der Telekurs Gruppe . Die Verbindung erfolgt nicht über Internet, sondern über eine reine Modem-zu-Modem Telefonverbindung.


Benzin und Diesel werden von der Firma Halter AG selbständig geliefert. Die Elite Garage lässt die bezogene Betriebsstoffmenge automatisch von ihrem Konto abbuchen.


Der Tankstellenladen ist auch am Wochenende und an Feiertagen geöffnet. Die Waren werden über Lekkerland bezogen. Der Kundenzahlungsverkehr wird über die gleiche Kasse wie diejenige der Tankstelle abgewickelt. Die Verwaltung des Ladens wird in Autac gehandhabt.


7. Geschäftsleitung & Verwaltung

Zahlungsverkehr
Für häufige Zahlungen an wichtige Geschäftspartner, wie den Benzinlieferanten und die Lekkerland AG, wurden Lastschriftaufträge (LSV) erteilt. Die Abbuchung vom Konto geschieht also automatisch, die Verbuchung in Autac muss aber manuell nachgeführt werden.


E-Banking wird vor allem zur Kontrolle der aktuellen Kontoaktivitäten verwendet. Das Ausführen von Zahlungen über Internet ist wegen der Eintipparbeit zu mühsam. Daher werden die meisten Einzahlungsscheine immer noch per Post an die Bank weitergeleitet. Dies könnte sich ändern, wenn die Hauptbank der Elite Garage eine Lösung verfügbar haben wird, mit der die Daten des Einzahlungsscheins mittels Stift eingescannt werden können.


Informationsbeschaffung
Für die Geschäftsleitung hat das Internet eine strategische Bedeutung bei der Informationsbeschaffung erhalten. Informationen werden hauptsächlich über zwei Homepages beschafft. Dies ist einerseits www.agvs.ch, die Seite des Autogewerbeverbands der Schweiz, und andererseits www.autohaus-online.de, das Angebot der deutschen Zeitschrift Autohaus. Der Zugriff auf die Artikel in agvs.ch ist nur möglich, wenn man, wie die Elite Garage, Mitglied des Autogewerbeverbands ist. Das Angebot von Autohaus ist frei zugänglich. Herr Gerber lobt Autohaus für die Qualität der Informationen, oft würden dort angekündigte Entwicklungen erst sechs Monate später im Schweizer Markt sichtbar.


8. Nutzen und Kosten

Bei den Automarktplätzen entsteht direkter Nutzen durch den Mehrumsatz. Eine genaue Kosten-Nutzen Analyse ist jedoch nicht möglich, da der Deckungsbeitrag, der durch den Verkauf eines Gebrauchtwagens dem Unternehmen zufällt, variiert.


Bei der Verwendung von E-Banking entsteht heute ein nicht quantifizierbarer Nutzen, indem Informationen früher zur Verfügung stehen. Dieser ist beispielsweise bei der Auslieferung von Neuwagen relevant. Geringere Kontoführungsgebühren und Spesen durch exklusiven Einsatz von E-Banking können heute noch nicht realisiert werden.


Der durchdachte Einsatz der ERP Software Autac spart bereits heute eine Administrationsstelle ein. Durch die erwähnten Erweiterungen im Zusammenhang mit KIS ist eine weitere Reduktion der administrativen Tätigkeiten zu erwarten.


ELSA und ETKA ersparen Verwaltungs- und Suchaufwand. Wenn die Systeme einst über die entsprechenden Internetschnittstellen verfügen werden, ist eine Reduktion des Bestell- und Wartungsaufwand absehbar.


Der Nutzen der Homepage kann nicht untersucht werden, da keine Auswertungen der Besucher vorgenommen werden. Die Homepage wird jedoch laut Herrn Gerber weniger von Kunden sondern mehr von Lieferanten benutzt. Diese haben so einen bequemen Weg gefunden, um an Kontaktinformationen zu kommen.


9. Erfolgsfaktoren

Gezielter Informatikeinsatz, um Administrationskosten zu minimieren
Die Elite Garage sieht es als ihr erklärtes Ziel, die Administrationskosten auf ein Minimum zu reduzieren. Bereits heute konnte, nach Schätzung der Geschäftsleitung, eine volle Stelle in diesem Bereich eingespart werden. Eine Reduktion des Administrationsaufwands wird meist durch den Einsatz einer Computeranwendung realisiert. Diese Anwendungen können und müssen nicht von der Elite Garage selber entwickelt werden. Die Aufgabe besteht vielmehr darin, über die Möglichkeiten der eingesetzten Standardsoftware informiert zu sein und ihr Potential sinnvoll zu nutzen.


Internet zur Informationssuche einsetzen
Die Autobranche ist im Umbruch. Nicht nur Automarktplätze haben die Branchenstruktur verändert, es zeichnen sich auch grundsätzlichere Veränderungen ab. So hat die EU-Kommission am 17.07.2002 die neue Kraftfahrzeug Gewerbeverordnung (GVO) beschlossen. Die neue GVO bewirkt die EU-weite Auflösung bisher abgegrenzter Marktverantwortungsgebiete, Mehrmarkenhandel, die Trennung zwischen Verkauf und Service, die Freiheit zum Bezug qualitätsgleicher Ersatzteile über Dritte, die Verpflichtung der Herstellern, technische Reparaturinformationen weiterzugeben, und das Recht der Teilehersteller, ihre Komponenten ohne Beschränkung an gebundene und freie Werkstätten zu liefern. Wird in der EU die GVO eingeführt, kann dies auch Konsequenzen auf den Schweizer Markt haben.


Um solche Veränderungen rechtzeitig richtig einschätzen zu können, ist es daher für die Elite Garage unerlässlich, so früh wie möglich über die wichtigen Informationen zu verfügen.


Neue Möglichkeiten ausprobieren
Es hat sich als erfolgreich erwiesen, neue Möglichkeiten, die das Internet bietet, in kleinem Rahmen auszuprobieren. Dies hat sich vor allem in Bezug auf die Automarktplätze bewahrheitet. Oft werden neue Möglichkeiten auch mit speziellen Einführungsangeboten beworben und können mit entsprechend kleinem Risiko getestet werden.


Betreiber der Lösung

Elite Garage AG
Roland Gerber, Mitinhaber
Anneli Gerber, Mitinhaber
Branche: Gross- & Einzelhandel, Fahrzeughandell, Service & Reparatur
Unternehmensgrösse: KleinunternehmenElite Garage AG

Autoren der Fallstudie

Martin Gutmann
Universität Bern

01. August 2002
Gutmann; Martin (2002): Fallstudien zur Internetnutzung in Schweizer Unternehmen; Lizentiatsarbeit an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bern; Institut für Wirtschaftsinformatik.

Zu dieser Fallstudie sind keine Anhänge verfügbar.
1955
elite-garage-ag
https://www.experience-online.ch/de/9-case-study/1955-elite-garage-ag
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