.NET verbessert Workflow und Datenqualität bei der Münchener Rück

05. Juni 2003



Risikoeinschätzung ist für den weltgrößten Rückversicherer, die Münchener Rück, das A und O. Bei allen in der Lebensversicherung angebotenen Deckungsarten vor allem aber in den Bereichen Leben und Berufsunfähigkeit unterstützt ein webbasiertes System die Sachbearbeiter der Münchener Rück und ihrer Kunden online bei der Antragsprüfung. Zur Pflege des zugrunde liegenden komplexen Informationsbestandes hat die sd&m AG, München, der Münchener Rück jetzt eine .NET basierte Lösung maßgeschneidert. Sie sorgt für beschleunigten Datenfluss, verbessert Qualität und Konsistenz der Daten und optimiert den Workflow in der Datenpflege. Zudem kann das System um neue Sprachversionen erweitert werden, und zwar ohne erneutes Client-Deployment.


1. Das Unternehmen

Die Kunden des weltweit führenden Rückversicherers, der Münchener Rück, sind in erster Linie Versicherer – fast 6.000 in rund 150 Ländern. Aber auch auf dem Wachstumsmarkt Erstversicherung ist die Münchener Rück-Gruppe aktiv und konzentriert sich dabei in Deutschland und Europa auf das Geschäft mit Privatkunden sowie auf den gewerblichen Mittelstand. Zum Erstversicherungsbereich gehört vor allem die ERGO, hinter der so bekannte Namen wie VICTORIA, Hamburg-Mannheimer, DKV und D.A.S. stehen.


2. Das webbasierte Risikoprüfungssystem MIRA

Das erklärt die enorme Bedeutung, die die weltgrößte Rückversicherung, die Münchener Rück, ihrem webbasierten Risikoprüfungssystem für personenbezogene Versicherungen MIRA (Munich Re Internet Risk Assessor) beimisst. Das System unterstützt die Sachbearbeiter bei der Tarifierung von Anträgen, vor allem in den Bereichen Leben und Berufsunfähigkeit. Es steht vor allem aber auch Kunden der Münchener Rück, also Erstversicherern, zur Verfügung.

MIRA berücksichtigt nicht nur gesundheitliche Risiken, sondern auch Lebensbedingungen, Gewohnheiten, Hobby, Beruf, häufige Aufenthaltsorte und vieles andere mehr. „Die Wissensbasis von MIRA umfasst ein komplexes Datengefüge, darunter auch medizinische, geografische und politische Hintergrundinformationen; sie alle müssen regelmäßig aktualisiert werden“, erläutert Gertraud Kellerer, bei der Münchener Rück für die IT von MIRA verantwortlich.

Bisher wurden die Daten mit Excel und Word erfasst und anschließend unter Verwendung von Visual Basic-Makros in die Datenbank von MIRA eingespielt. Immer neue Anforderungen ließen die Makros im Laufe der Zeit immer größer werden - und das heißt auch: immer schwerfälliger und langsamer. „Nur für einen einzigen nationalen Markt dauerte die Datenübernahme oft mehrere Tage“, berichtet die Projekt-Chefin. Inkonsistenz und Datenfehler waren zu einem permanenten Problem geworden. Unterm Strich summierten sich die vielen manuellen Eingriffe zu immenser Mehrarbeit. Außerdem leistete die Makro-Lösung kaum Unterstützung für den Workflow: Weder hierarchische Bearbeitungsrechte ließen sich hinreichend abbilden, noch darauf basierte Freigabezyklen.


3. Erfolgsfaktor Projektmethodik

Beschleunigte Datenflüsse mit verbesserter Datenqualität und -konsistenz sowie die Optimierung des Workflow zählten daher zu den Kernforderungen an das neue Autorensystem zur Pflege der MIRA-Wissensbasis.

Nicht nur zur Begrenzung potentiell immer vorhandener Risiken beim Einsatz neuer Technologien sieht Harald Haller, Projektleiter des MIRA-Pflegesystems auf Seiten der sd&m AG, das Projekt als einen klassischen Anwendungsfall für die so genannte iterativ-inkrementelle Vorgehensweise: Sie zerlegt ein Gesamtprojekt in viele einzelne Miniprojekte, deren Ergebnisse getrennt voneinander in wiederholten Zyklen immer weiter verfeinert werden können. Auf Spezifikationsänderungen kann flexibler reagiert werden. Da jeder dieser Zyklen zudem mit einem Test beendet wird, können zentrale Systembestandteile frühzeitig getestet und integriert werden. „Das kommt der Qualität der Anwendung zugute und hat zudem den Vorteil, dass Ergebnisse deutlich früher sichtbar werden“, begründet Harald Haller die gewählte Vorgehensmethodik.


4. Streng gekapselte Architektur

Das iterativ-inkrementelle Vorgehen eignet sich im allgemeinen für fachlich sehr komplexe, nur schwer spezifizierbare Projekte, was auf das MIRA-Pflegesystem in hohem Maße zutrifft. Denn seine Clients sind nichts weniger als statische Eingabemasken für die MIRA-Datenbank. Im Gegenteil: Ihre dynamische Dialogstruktur ist ein Abbild der hierarchischen Aufgabenverteilung der involvierten Mitarbeiter und unterstützt kontextsensitiv einen wohldefinierten Workflow. Die dafür erforderlichen Rollendefinitionen sind extern im XML-Format abgelegt, von der Anwendung also vollständig separiert.

Abbildung 1: Systemarchitektur für das MIRA Pflegesystem
Abbildung 1: Systemarchitektur für das MIRA Pflegesystem


Loggt sich ein Mitarbeiter auf dem Windows 2000-Anwendungsserver ein, gleicht das System die Benutzerdaten von Active Directory mit den hinterlegten XML-Rollen ab. Im Ergebnis wird ein feines Nutzerprofil zurückgegeben. „Das geht sogar so weit, dass sich die Schreib- und Zugriffsrechte für jedes einzelne Tabellenfeld der MIRA-Datenbank nutzerabhängig steuern lassen“, sagt Harald Haller. Ähnliches gilt auch für das Verhalten der Dialoge in der Client-Applikation: Darin sind exakt diejenigen Buttons, Listen und Felder enthalten beziehungsweise aktiviert, die für den Aufgabenbereich des angemeldeten Mitarbeiters auch tatsächlich von Bedeutung sind.

„Jederzeit lassen sich die Zugriffsregeln für Nutzer und Dialoge verändern sowie neue Märkte hinzufügen oder löschen, und zwar ohne irgendwelche Änderung an der Anwendung selbst“, hebt Harald Haller die dadurch gewonnene Flexibilität hervor. Mit Blick auf die favorisierte Projektmethodik bedeutet dies, dass der Workflow auf Basis einer bereits implementierten Anwendung spezifiziert und danach schrittweise immer weiter verfeinert werden kann – auch noch lange nach dem Ende des eigentlichen Projekts.


5. Office-Integration

Datenkonsistenz garantiert die Lösung dank diverser Plausibilitätsprüfungen bereits während der Eingabe. Zu den aktuellen Pflegedaten zeigt der Client die zugehörigen produktiven Daten via Internet Explorer an. So lassen sich auch die viel angewandten Hyperlinks komfortabel editieren. Denn Hyperlinks sind bei MIRA ein wichtiges Mittel, um bloße Informationen zu hochkarätigem Wissen zu vernetzen.

Während Excel Sheets für die Datenerfassung keine Rolle mehr spielen, hat sich Word - etwa zur Eingabe erläuternder Textbestandteile – bewährt und steht bei den Mitarbeitern hoch im Kurs. Deshalb wurde dieses Office-Programm wie unter anderem auch Outlook nahtlos in die Client-Oberfläche integriert und in Funktion und Oberfläche entsprechend angepasst - „was sich in C# dank der mitgelieferten .NET COM-Schnittstelle für Word sehr einfach realisieren ließ“, lobt Harald Haller. Überhaupt habe die leichte Anbindung von Office-Applikationen und auch die umfangreiche Dokumentation des .NET Frameworks Entwicklungszeit gespart. Sein Urteil über das Framework selbst : „Rund und voll, und schon in der ersten Version erstaunlich ausgereift.“

Beschleunigter Datenfluss und verbesserte Datenqualität
Dank der Konsistenzprüfung parallel zur Dateneingabe erübrigen sich manuelle Eingriffe bei der Übernahme der Daten ins MIRA-Produktionssystem. „Der Vorgang verläuft jetzt vollständig automatisiert, und das bedeutet weniger Fehler, höhere Datenqualität und einen erheblichen Produktivitätsgewinn für die rund 20 bis 50 Mitarbeiter, die von der neuen Lösung profitieren“, freut sich Gertraud Kellerer.

Optimierter Workflow
Für noch mehr Mitarbeiterproduktivität sorgt der verbesserte Workflow, der auf hinterlegten Rollendefinitionen im XML-Format beruht. Sie lassen sich jederzeit ohne Änderung der Anwendung an neue Gegebenheiten anpassen. Auch Freigabeprozesse werden jetzt systemseitig unterstützt. Dafür werden die erfassten Daten in mehreren Versionen gehalten, bevor sie via ADO.NET vom Anwendungsserver endgültig in die MIRA-Datenbank geschrieben werden.

Offen und international
Derzeit ist MIRA mit 18 Marktversionen in etwa 60 Ländern produktiv. Weitere werden in Zukunft hinzukommen, denn die Münchener ist weltweit in über 150 Ländern präsent. Deshalb kann das Pflegesystem auch mehrsprachige Daten für jeden Markt anzeigen, neben deutsch, englisch und russisch zum Beispiel auch chinesisch. Zudem werden sämtliche sprachrelevanten Elemente der Clientanwendung – Hilfen, Buttontexte, Überschriften – auf englisch in der Datenbank gespeichert. Eine Umstellung, zum Beispiel auf deutsch, ist somit einfach möglich. Der Vorteil: Die Erweiterung von MIRA um einen neuen nationalen Markt kommt ohne kostenträchtiges Deployment der Pflege-Clients aus. Auch hier also sorgt die gekapselte Architektur der .NET basierten Lösung für maximale Offenheit.


Betreiber der Lösung

Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft
Franz Hölzl, Ansprechpartner
Branche: Banken/Versicherungen/Allfinanz, Versicherung
Unternehmensgrösse: GrossunternehmenMünchener Rückversicherungs-Gesellschaft

Lösungspartner

Harald Haller, Projektleiter des MIRA-Pflegesystems
sd&m AG

Autoren der Fallstudie

Microsoft Deutschland GmbH
Microsoft Deutschland GmbH

05. Juni 2003
Microsoft Deutschland GmbH

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1681
ms-de-munich-re-sd-und-m
https://www.experience-online.ch/de/9-case-study/1681-ms-de-munich-re-sd-und-m
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