Organisation des E-Business bei der Loeb AG

01. November 2001



Die Loeb AG mit Sitz in Bern ist ein Unternehmen der Loeb Holding AG, die insgesamt acht Aktiengesellschaften umfasst. Speziell die zur Loeb AG gehörenden Warenhäuser verfügen über einen überdurchschnittlich hohen Bekanntheitsgrad in der Bevölkerung. Mit Standorten in Avry, Bern, Bern-Bethlehem, Biel, Brig, Interlaken, Schönbühl, Thun und Visp sind die Verkaufsstellen auf den Raum Espace Mittelland konzentriert. Den im Espace Mittelland ansässigen Menschen wird in den Bereichen Food und Non-Food ein qualitativ hoch stehendes Angebot an Konsumgütern geboten. Verbunden mit einem exzellenten Service werden Einkaufserlebnisse geboten, die dazu beitragen, an weitere Standorte expandieren zu können. Simon Niederhauser koordiniert bei der Loeb AG sämtliche E-Business-Massnahmen und hat die klare Vorgabe, das progressive Image des Unternehmens aufs Netz zu übertragen.


«typisch Loeb»

1. Unternehmen

Vor 120 Jahren wurde das erste Loebgeschäft an der Spitalgasse in Bern eröffnet. 120 Jahre voller Tatendrang mit dem klaren Bestreben, sich immer wieder durch innovative und kundenorientierte Auftritte von der Konkurrenz abzuheben. Schweizweit bekannt sind die Schaufensterkonzepte, die regelmässig für Aufmerksamkeit sorgen und zunehmend die Interaktion mit den Passanten umfassen. Zum Zeitpunkt des Interviews lief der Promotionsauftritt "Schnappschuss ins Internet, Mode und Flirt", er bot den Passanten die Möglichkeit, ein aus dem Internet abrufbares Selbstporträt zu erstellen und in Form von elektronischen Postkarten in die ganze Welt zu verschicken (diese Aktion konnte in Zusammenhang mit dem EXPO-Projekt Cyberhelvetia realisiert werden). Auch andere Aktionen wie die Erstellung einer Bar im Schaufenster zeigen den klaren Fokus der Loeb AG: anders sein, progressiver sein als die Konkurrenz und ein Optimum an Kundenorientierung erreichen.


2. Organisation

Die direkt oder indirekt mit E-Business in Verbindung stehenden Stellen sind die Informatikbereiche SAP, PC, Netzwerke, die Kaufmännische Direktion und das Marketing (vgl. Abbildung 2.1). Auffällig sind die klare Zuordnung des E-Business-Verantwortlichen zum Marketing sowie die stark verkaufsorientierte Bezeichnung dieser Stelle. Klar zum Ausdruck kommt damit auch, dass der Job als E-Business-Verantwortlicher nur einen Teil des Aufgabenspektrums von Simon Niederhauser ausmacht. Er kümmert sich um alle Verkaufsaspekte im Marketing, wobei direkt dem E-Business zurechenbare Tätigkeiten zeitweise bis zu 50% seines Arbeitspensums in Anspruch nehmen. Mit Blick in die Zukunft muss realistischerweise auf die mangelnden Personalressourcen im E-Business hingewiesen werden. Simon Niederhauser wünscht sich für die Zukunft die Schaffung einer Stelle, die sich zu 100% mit der Planung, Pflege, mit Weiterbildungsaktivitäten und weiteren Aufgaben im Bereich E-Business beschäftigen kann.


Abbildung 2.1: Ausschnitt Aufbauorganisation


Abbildung 2.1: Ausschnitt Aufbauorganisation Loeb AG


3. E-Business

Die Aktivitäten bei der Loeb AG sind stark vom Öffentlichkeitsfokus (Internet) geprägt und beschränken sich auf den Ausbau des Internetauftritts sowie die monatlich erstellten Promotionsauftritte. Durch das Shop-in-shop-Verkaufsmodell [Konzept] liegt es nahe, dieses Prinzip auch auf dem Internet zu realisieren. Davon ist man aber noch sehr weit entfernt, und "ich denke auch nicht, dass das ein vordergründiges Ziel sein wird, das wäre hohe Kunst. Mit der Loeb Card kann der Kunde im ganzen Haus bezahlen. Aber im Internet stellt die Kompatibilität von Systemen noch eine zu hohe Hürde dar." Das Intranet (Mitarbeiterfokus) ist in der Phase der Planung und wird von der Informatikabteilung geführt. Über ein Extranet (Geschäftspartnerfokus) verfügt das Unternehmen nicht. Es besteht auch keine Strategie, um die verschiedenen Beziehungen zu den Lieferanten zu koordinieren.

  • Zusammenarbeit in Projekten

Das E-Business-Projektteam der Loeb AG besteht aus Beat Hugi, Simon Niederhauser sowie einem Mitarbeiter, der zu 50% für die HTML-Programmierung zuständig ist. Beat Hugi nimmt dabei eine beratende und entscheidungsorientierte Funktion wahr. Auf den Beizug eines Informatikers aus der Informatikabteilung wird nach Klärung der Internetserver und HW-Fragen verzichtet. Stattdessen arbeitete man bei der Planung, Konzeption und Realisierung des Internetauftritts mit einem externen Partner, der UNIC Internet Consulting GmbH, zusammen. Mittlerweile hat sich daraus eine Partnerschaft ergeben. UNIC ist für die Programmierung der Sites, das Hosting und für die Beratung zuständig. Die speziellen und schnell zu realisierenden Promotionsauftritte werden mittlerweile vom internen Mitarbeiter übernommen, so dass UNIC nur noch für die Implementierung der Neuerungen zuständig ist. "Es war interessant, dass unser externer Partner feststellte, dass es sich hier um einen der ersten Fälle handelte, wo UNIC exklusiv nur mit der Marketingabteilung zusammenarbeitet und nicht mit der GL oder der Informatikabteilung. Dem Informatiker fehlt in diesem Bereich der intensive Marketinggedanke, den wir hier leben". Diese Aussage deckt sich mit den Perspektiven des E-Business in Warenhäusern, die bei Loeb ganz klar im Kundenerlebnis gesehen werden. Potential wird vor allem am Point of Sales erwartet. Echten Mehrwert könnte ein virtuelles Sortiment bieten, was bedeutet, dass Kundinnen und Kunden beispielsweise ihr Bild im neuen Kleid vor dem Kauf ihrem Partner oder ihrer Partnerin zustellen oder innerhalb weniger Minuten hundert Kleider auf dem Bildschirm anprobieren könnten. "Das wäre effektiv etwas, das mir was bringt, und das könnte auch mehr Volumen bringen, denn schliesslich wollen wir mehr Umsatz machen, das ist klar."




Implementierung eines auf SAP basierenden Warenwirtschaftssystems: Heute verfügt die Loeb AG über kein durchgehendes Warenwirtschaftssystem. Die vorgängigen Abklärungen deckten ein Kostensenkungspotential auf. SAP wurde aus Gründen der erwarteten Kompatibilität mit verschiedensten Systemen gewählt.
Intranet: Ungefähr 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Loeb AG haben an ihrem Arbeitsplatz Zugang zu einem PC. Um auch den anderen Angestellten Zugriff zu ermöglichen, werden quer durchs Unternehmen Stationen zur Verfügung gestellt.
Promotionsauftritte:Diese Aktionen sollen den progressiven Geist der Loeb AG dokumentieren.



Abbildung 3.1: Projekte bei Loeb



  • Weitere Herausforderungen

Simon Niederhauser sieht im Bereich E-Business hauptsächlich Probleme in den Ausbildungsmöglichkeiten. "In meinen Augen ist das haarsträubend, in der Verkaufsleiterausbildung ist jetzt sogar Informatik gestrichen worden, ich habe mich während der Ausbildung selber weitergebildet, halt einfach mit Büchern und via Internet. Auch wenn das nicht allzu tief gehen kann, aber nebst den Berechnungen von Verkaufsplänen müsste es unbedingt auch etwas in Richtung E-Business geben."


4. Fazit

Die starke Marketingorientierung des E-Business bei der Loeb AG ist insofern sinnvoll, als dass die laufenden Tätigkeiten über einen starken Kundenfokus verfügen. E-Business bedeutet für die Loeb AG zum Zeitpunkt der Befragung vor allem Internet. Bei der Integration der Geschäftspartner wird eine passive Haltung eingenommen. Priorität hat ganz klar die Implementierung des Warenwirtschaftssystems. Nach der Installation dieses Systems und dem Sammeln von ersten Erfahrungen wird man sich mit der Anbindung der Geschäftspartner auseinander setzen. Eine grosse Herausforderung sieht Simon Niederhauser auch in der Festlegung der Wichtigkeit von E-Business im Unternehmen Loeb, was allgemein für Warenhäuser als schwierig erachtet wird.


Betreiber der Lösung

Loeb AG
Simon Niederhauser
Branche: Gross- & Einzelhandel, Konsumgüter
Unternehmensgrösse: GrossunternehmenLoeb AG

Autoren der Fallstudie

Pascal Sieber, Reto Zenger
Sieber & Partners

01. November 2001
Sieber; Pascal; Zenger; R.: Die Organisation des E-Business; Trends; Herausforderungen und das Berufsbild der Entscheidungsträger; Verlag Paul Haupt; Bern; Stuttgart; Wien 2001; 127 Seiten; 69 Abbildungen; ISBN: 3-258-06406-7.

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2058
loeb
https://www.experience-online.ch/de/9-case-study/2058-loeb
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