Umstrukturierung des Webauftritts des Tourismusportals MySwitzerland.com

23. April 2003



MySwitzerland.com ist das Internetportal von Schweiz Tourismus, der nationalen Marketing- und Verkaufsorganisation für das Reise-, Ferien- und Kongressland Schweiz. Die ursprünglich statische und simpel konzeptionierte Plattform wurde im Jahr 2000 gründlich überarbeitet. Um sich aus der Plattformabhängigkeit vom bisherigen Anbieter zu lösen und eine breite Verfügbarkeit und Skalierbarkeit sicherzustellen, kristallisierte sich rasch eine Lösung heraus: Macromedia ColdFusion. Dank des Relaunches stieg innert Kürze auch die Performance. Im Vergleich zur vorherigen Lösung konnte die Geschwindigkeit des Seitenaufbaus um das Zehnfache gesteigert werden, während die Stabilität des Applikationsservers auch bei extremen Anforderungen gewährleistet ist. Und auch die externen Contentlieferanten profitieren von der einfachen Bedienbarkeit, können eigene Inhalte wie Schneeverhältnisse, Buchungsstände von Hotels oder aktuelle Veranstaltungen selbständig auf www.mySwitzerland.com laden.


1. Ausgangslage

1995 realisierte Schweiz Tourismus den ersten Internetauftritt und baute diese Seite auf Basis von HTML auf. Das Portal war zu jenen Tagen folglich mehr von statischer Natur und verstand sich als Ergänzung zu den traditionellen Marketingmassnahmen von Schweiz Tourismus. Zwar führte die Seite schon Telefonnummern und einige per E-mail direkt buchbare Angebote, beschränkte sich ansonsten auf langfristige Informationen und weiterführende Links zu externen touristischen Partnerorganisationen. Um das Angebot auf dem Internet auszubauen und den Auftritt stärker in das Design von Schweiz Tourismus und die Buchungsplattform SDM (Switzerland Destination Management) zu integrieren, beschloss Schweiz Tourismus 1998, den Internetauftritt zu überarbeiten. Das Ziel war, die Benutzerführung auf der Site merklich zu vereinfachen und die Inhalte schneller zu verwalten. Mittels eines frischen und neuen Designs wollte Schweiz Tourismus einerseits die grosse Datenmenge und die vielen Reiseinformationen verknüpfen, ohne an Site-Performance einzubüssen und andererseits die Attraktivität erhöhen.


Ein Service der Schweiz Tourismus ist der Veranstaltungskalender. Derzeit können mehr als 60000 Veranstaltungshinweise selektiert werden. Die Suche kann nach verschiedenen Kategorien durchgeführt werden, nach dem Ort oder als freie Textsuche. Zusätzlich lässt sich ein Kalender mit den wichtigsten Veranstaltungen für das gesamte Jahr als PDF-Datei von der Webseite herunterladen.

Abbildung 1: Service: Veranstaltungskalender

Abbildung 1: Service: Veranstaltungskalender


In Zusammenarbeit mit der amerikanische Firma Level 9 [1] wurde der Wechsel zu einer dynamischen Datenbanklösung vollzogen. Dies basierte vorerst auf der selbstkreierten, TAG-basierten Entwicklungssprache IML (Image Markup Language), die damals gewisse Ähnlichkeit mit ColdFusion aufwies, aber nicht mehr weiterentwickelt wurde. In der Anfangsphase noch ausreichend, waren es schliesslich abermals technologische Schranken, welche die Vision "dream, plan and go" von Schweiz Tourismus im Jahr 2000 bereits wieder eingrenzten. Da in diesen zwei Jahren zugleich die Ansprüche von Schweiz Tourismus gestiegen waren und auch die Informationstechnologie rasante Fortschritte gemacht hatte, entschied man sich für einen neuerlichen Relaunch und einen gleichzeitigen Ausbau der Internetplattform. Verlangt war ein zeitgemässes Content-Management Tool, mit dem sich Inhalte einfach und ortsunabhängig aktualisieren lassen und dass sich die Performance deutliche steigerte. Eine entscheidende Rolle im Auswahlverfahren spielte dabei die Ausbaufähigkeit der Datenbank-, Server- und Browserapplikationen.

Da die Lösung von ColdFusion diese Skalierbarkeit sowie die vorausgesetzte standortunabhängige Administration ermöglicht, haben sich Schweiz Tourismus sowie das Entwicklerteam der auf Tourismus-sites spezialisierten Firma Level 9 für das Macromedia Produkt entschieden.

Abbildung 2: Funktionsweise von ColdFusion
Abbildung 2: Funktionsweise von ColdFusion

2. Unabhängigkeit und selbständiges Content Management als Ziel

Für Schweiz Tourismus war klar, dass man sich von der proprietären Lösung IML abwenden muss und eine zufriedenstellende Datenbank notwendig wurde. Zudem wollte man sich aus der dadurch entstanden Abhängigkeit von Level 9 lösen. Das Resultat war ein durchdachtes Konzept, wie das Onlineportal nach der Umstrukturierung aussehen sollte und welche zusätzlichen Funktionen dieses bieten sollte:

  • Ausreichende Performance. MySwitzerland.com bietet umfangreiche Informationen auf seinem Onlineportal an. Daher kommt der Frage, über einen umfassenden Datensatz verfügen zu können, entscheidende Bedeutung zu.
  • Einfaches Remote Management. Da mySwitzerland.com auf Inhalte verschiedenster externer Informationslieferanten wie Skigebieten oder Kongresshotels angewiesen ist, müssen diese ihre Meldungen selbständig, einfach und ortsunabhängig eingeben können.
  • Ausbaufähigkeit der Applikationen. Der weitere Ausbau des Portals muss durch einfache Erweiterung der bestehenden Datenbank-, Server- und Browserapplikationen möglich sein, und nicht wieder durch die Evaluation und Integration eines völlig neuen Systems erfolgen.
  • Skalierbarkeit der Geschwindigkeit. Weil auch in Zukunft mit steigenden Besucherzahlen gerechnet wird, muss diese im Bedarfsfall an die neuen Begebenheiten angepasst werden können.
  • Stabilität und Zuverlässigkeit. Das beste System nützt nichts, wenn es besonders absturzgefährdet ist. Von hohem Stellenwert war dem Management von Schweiz Tourismus daher die Frage nach der Zuverlässigkeit der neuen Internetseite.

3. Die technische Umsetzung des Projektes

Nach den Vorgaben von Schweiz Tourismus begann Level 9 im Juli 2000 mit der neuen Architektur der WebSite. Die Migration der Datenbank von der Open-Source -Datenbank PostgreSQL nach Oracle8i und die Verbindung mit ColdFusion ermöglichte den Spezialisten von Level 9 eine zügige Entwicklung des neuen Portals. Das grosse Know-How der Entwickler floss in das Setup von Oracle und ColdFusion mit ein und ermöglichte eine reibungslose Implementierung auf den Linux-Plattformen. Die dank ColdFusion einfache Verknüpfung von Datenbanken, eMails, Verzeichnissen, XML-Formaten und firmeninternen Systemen halfen den Entwicklern, hochstehende Applikationen schnell und einfach zu programmieren. So galt es, über 450 Content Provider und die Datenbank anzuschliessen, um eine ortsunabhängige, selbständige Aktualisierung des Inhaltes zu gewährleisten. In die Implementierung eingeschlossen wurde Macromedia Flash, FreeHand und Fireworks, die zur Kreation und Darstellung der Oberfläche eingesetzt wurden. Die damit gestalteten menübasierten Navigationselemente beziehen die notwendigen Parameter direkt aus der Oracle-Datenbank. Zeitweise waren in der Entwicklungsphase bis zu neun Spezialisten von Level 9 damit beschäftigt, die über 450 Destinationen, 1800 Hotels und mehr als 60'000 Anlässe in der ganzen Schweiz miteinander zu verknüpfen und das Design abzustimmen. Drei Multi-Xeon-Server von Dell Power mit dem auf ColdFusion optimierten Betriebssystem Red Hat Linux 7.0 gewährleisten eine reibungslose Speicherung und Übermittlung dieser riesigen Datenmenge.


Dank ColdFusion baut sich die WebSite auch bis zu zehn mal schneller auf als bei früheren Versionen, und die Skalierbarkeit ermöglicht eine Verdoppelung des Traffics, ohne dass die Site an Performance einbüsste. In Anbetracht dieses enormen Aufwandes umso erstaunlicher wirkt die Tatsache, mit welcher Effizienz die Seitenadministration dank ColdFusion vonstatten geht: der technische Unterhalt läuft über eine einzige Person.


Das bereits anfangs 2001 neu aufgeschaltete Onlineportal weist eine hohe Komplexität auf, bietet aber sowohl den Gästen wie auch den Anbietern differenzierte Informationen und Dienstleistungen an. Im neuen Konzept wählt der Besucher eine von elf möglichen Sprachen, darunter auch japanisch, chinesisch und russisch und orientiert sich an den dynamisch generierten Topangeboten direkt auf der Homepage oder findet seine Informationen unter den jeweiligen Destinationen und Rubriken. Nimmt Schweiz Tourismus nun eine Änderung an einer Destination oder einem der Topangebote vor, sind keine Änderungen an der Schnittstelle mehr nötig. Das dynamische Menü reflektiert den zugrundeliegenden Datenbankinhalt und übernimmt die Daten daraus. So findet der Besucher die neuesten Informationen - von wenigen Ausnahmen abgesehen, die zu übersetzen sich nicht lohnen - sogleich in einer der zahlreichen Sprachen. Dem Besucher stehen sämtliche Informationen und Aktionsmöglichkeiten zum Schweizer Tourismus offen, und er kann sich auch zu festgelegten Zeiten aktuelle Wintersportberichte per SMS aufs Handy senden lassen. Die einzelnen Wintersportorte aktualisieren ihre Wetterdaten selbstständig.

Abbildung 3: Aktualisierung Wetterbericht

Abbildung 3: Aktualisierung Wetterbericht


Schweizer Spezialitäten und Güter aus einheimischer Industrie sind ebenso erhältlich wie Informationen zu Schnee-, Wetter- und Pistenverhältnissen, Onlinereservationen von Autos, Hotels oder Chalets.


4. Ein lohnenswerter Kostenfaktor

Obwohl mit höheren Implementierungskosten verbunden, hat sich eine dynamische Datenbankanbindung mit ColdFusion für mySwitzerland.com langfristig ausbezahlt. In den ersten eineinhalb Jahren nach dem Start der neuen WebSite hat Schweiz Tourismus die Besucherzahl um 300 Prozent gesteigert, die Zahl der Seitenaufrufe ist sogar um 330 Prozent nach oben gegangen. In der Winterzeit werden heute bis zu drei Millionen Pageviews im Monat generiert, das entspricht über 20'000 Besuchern pro Tag. Trotzdem konnte die Performance der Seite noch gesteigert werden.

Einen Extraschub bewirkte auch das Upgrade von ColdFusion 4.5 auf ColdFusion 5, das im September 2001 vorgenommen wurde: Die Stabilität konnte nochmals weiter erhöht werden, so dass die Verfügbarkeit der Seite jetzt praktisch bei 100% liegt. Langfristig wirkt sich auch die Plattformfreiheit von ColdFusion positiv aus, da man sich aus der Abhängigkeit eines einzelnen Anbieters löst und man bei der Neueinrichtung von Applikationen aus verschiedenen Anbietern wählen kann.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass sich ein solches System lohnt, wenn mehrere der folgenden Punkte auf die Anforderungen an eine zukünftige Webpräsenz zutreffen:

  • Wird die Internetseite regelmässig (beispielsweise durch Updates neuer Produkte, Tipps, News, Events) aktualisiert?
  • Will man als Betreiber einer Internetseite auf dieser E-Commerce zu betreiben?
  • Enthält die Seite umfangreiches Datenmaterial oder greift auf solchiges zurück?
  • Sind innerhalb der Seite Berechnungen fällig?
  • Werden verschiedene Werbebanner oder PopUp-Fenster aufgeschaltet?

5. Hintergrundinformationen zu den Unternehmen

Schweiz Tourismus ist die nationale Marketing- und Verkaufsorganisation für das Reise-, Ferien- und Kongressland Schweiz. Sie arbeitet intensiv mit touristischen Partnern und Anbietern in der Schweiz und ihren Geschäftsstellen in der ganzen Welt zusammen. Zur Zeit präsentieren sich rund 450 Urlaubsorte und 2000 Hotels in elf Sprachen - unter anderem in russisch, chinesisch und japanisch - und bieten im Veranstaltungskalender mehr als 60000 Events an. Die Seite von mySwitzerland.com wird dementsprechend rege genutzt: In der Wintersaison werden bis zu drei Millionen Pageviews pro Monat registriert und 11.500 Broschüren im gleichen Zeitraum heruntergeladen.

Im Dezember 2002, Januar und Februar 2003 verzeichnete MySwitzerland jeweils über eine Million Besucher. Diese wurden mit sechs Millionen Pageviews registriert. Das Transfervolumen beträgt monatlich über 250 GB.


[1] Seit Herbst 2002 arbeiten Schweiz Tourismus nicht mehr mit Level 9 zusammen. Die gesamte Kernentwicklung wir selbst durchgeführt. Dank der offenen Architektur ist man unabhängig von einzelnen Entwicklungsfirmen.


Betreiber der Lösung

mySwitzerland.com
Thomas Winkler, Direktor Web Division
Branche: Gastgewerbe/Freizeit/Tourismus/Kultur/Sport, Tourismusportal, Nationale Marketing- und Verkaufsorganisation für die Schweiz
Unternehmensgrösse: MittelunternehmenmySwitzerland.com

Lösungspartner

Stefan L. Prestele, Marketing Manager
Macromedia - Macro Web Software GmbH

Autoren der Fallstudie

Erika Herzig
in marketing

23. April 2003
(c) 2003 in marketing gmbh

Zu dieser Fallstudie sind keine Anhänge verfügbar.
2165
im-mych
https://www.experience-online.ch/de/9-case-study/2165-im-mych
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