Virtuelles Lager verbessert Lieferfähigkeit der Bearing Partners

09. Dezember 2003



Deutschlands führende Wälzlager-Vertriebspartner bilden gemeinsam einen Lieferverbund, die Bearing Partners. Sie kooperieren im Interesse der Kunden und tauschen Lagerinformationen in Echtzeit via XML Web Service aus. Wichtigster Effekt: Die acht angeschlossenen Unternehmen bieten einen Lieferservice mit kurzen Lieferfristen. Das virtuelle Lager der Bearing Partners basiert auf Microsoft .NET. Es bietet daher die Bedingungen für die Weiterentwicklung zur umfassenden E-Business-Plattform. Geplant sind direkte Systemkopplungen, die das Reaktionsvermögen und die Flexibilität der Partner weiter verbessern.


1. Der Lieferverbund

Die Bearing Partners sind der Zusammenschluss der acht führenden deutschen Wälzlager-Vertriebsfirmen. Die insgesamt rund 630 Mitarbeiter der angeschlossenen Unternehmen bearbeiten monatlich mehr als 90 000 Lieferscheine und setzen pro Jahr etwa 200 Millionen Euro um. Mehr als 50.000 Kunden profitieren derzeit vom flexiblen Lieferservice der Bearing Partners (Apeltrath & Rundt GmbH - Mühlheim an der Ruhr, August Kuhfuss Industrie- und Werkstattbedarf - Braunschweig, Just & Co. Industriebedarf - Frankfurt, Ludwig Meister GmbH & Co. KG - Dachau, Hans Müllenmeister GmbH - Krefeld, REIFF GmbH - Reutlingen, Heinrich Röttcher GmbH & Co.KG - Dortmund-Dorstfeld, Carl Werthenbach Konstruktionsteile GmbH & Co. KG - Bielefeld).

Wenn Maschinen oder Produktionsanlagen ausfallen, kann jede Stunde Stillstand zehntausende Euro kosten. Zeit ist Geld. Das gilt vor allem, wenn fehlende Teile schnell beschafft werden müssen. „Gerade in Notsituationen hängt alles vom Reaktionsvermögen der Lieferanten ab. Wer jetzt am schnellsten liefern kann, der hat in unserer Branche einen klaren Wettbewerbsvorteil“, sagt Stephan Geg, IT-Chef der Ludwig Meister GmbH & Co. KG, Dachau.

Das Unternehmen gehört zu den acht führenden deutschen Wälzlager-Vertriebspartnern, die ihre Lieferfähigkeit seit Jahren gemeinsam optimieren. Sie haben sich 1996 zusammengeschlossen und bilden seither einen schlagkräftigen Lieferverbund, die Bearing Partners.

Kurze Lieferzeiten sichern die Bearing Partners durch den gegenseitigen Zugriff auf die Bestandsinformationen der jeweils anderen Kooperationsmitglieder. Im Effekt entsteht ein virtuelles Lager, das Einzelbestände zum Vollsortiment vereint. Dieses virtuelle Gemeinschaftslager steht an deutschlandweit 26 Standorten jederzeit abrufbereit. Sein Gesamtwert beträgt etwa 45 Millionen Euro. Der flexible Lieferservice der Bearing Partners bewährt sich aber nicht nur in Notsituationen. Er ist auch im Alltag gefragt: Denn erst die verlässliche Qualität der kooperativen Liefer-Dienstleistung versetzt Kundenunternehmen in die Lage, ihre eigene Lagerhaltung stetig zu optimieren. Ihr vorrangiges Ziel ist die richtige Balance zwischen maximaler Teileverfügbarkeit und minimalem Lagerbestand. Der Service der Bearing Partners hilft ihnen, die Kapitalbindung in der Lagerhaltung dauerhaft zu senken.


2. Ausgangslage

Bestandsinformationen tauschten die Bearing Partners auch bisher schon auf elektronischem Wege aus. Aber: „Das Altsystem basierte auf einer proprietären Plattform, für die kein Support mehr zur Verfügung stand“, berichtet Stephan Geg. Die Programmierer von einst waren nicht mehr im Unternehmen. Alternativen gab es nicht. Akuter Handlungsbedarf entstand, als der frühere Hosting Partner im Frühjahr 2003 seine Tätigkeit einstellte. Stephan Geg zieht aus dieser Erfahrung folgende Lehre: „Nie wieder exotische Systeme, für die Knowhow nur schwer zu akquirieren ist.“ Zukunftssicherheit durch Standards hieß deshalb die Devise bei der Konzept der neuen Lösung.


3. Integration schützt Ivestitionen

„Der Gedanke, Microsoft .NET als gemeinsame Plattform zu wählen, ging vom Kunden aus“, erinnert sich Jochen Plinta, Projektleiter der mit der Lösung beauftragten Münchener biz2byte Service GmbH. Das Motiv für das Technologievotum hat vor allem mit dem Streben nach zukunftssicheren Standards und der Verfügbarkeit entsprechender Kompetenzen zu tun. Es leitet sich aber auch aus den konkreten Anforderungen ab: „Das E-Business-Projekt der Bearing-Partners ist in erster Linie eine Integrationsherausforderung“, so Jochen Plinta. Denn die EDV-Landschaft der angeschlossenen Firmen ist heterogen. So nutzen nur drei der acht Partner vergleichbare ERP-Systeme (ERP= Enterprise
Resource Planning). „Dennoch bindet die NET-basierte Lösung sämtliche Lagerverwaltungen nahtlos ein. Der Abgleich von Bestandsinformationen kommt bei den Partnern ohne teure Schnittstellen aus“, erläutert Stephan Geg zufrieden. Frühere Investitionen bleiben bei den Bearing Partners somit dauerhaft geschützt.

Um das virtuelle Lager mit aktuellen Informationen zu versorgen, halten die beteiligten Firmen ihre Bestandsdaten als Textdatei bereit. Sie werden stündlich per FTP (File Transport Protocol) in die gemeinsame Datenbasis – eine Microsoft SQL Server 2000 Datenbank – geladen. Via Webbrowser kann der Gemeinschaftsbestand von allen Partnern jederzeit eingesehen werden. Das ist besonders dann von Vorteil, wenn eine Kundenanforderung nicht unmittelbar aus dem eigenen Lager bedient werden kann. Im virtuellen Lager ist sofort ersichtlich, welcher Partner die entsprechenden Teile in der geforderten Stückzahl aktuell vorhält.


4. Web Service schafft Echtzeit-Aktualität

Die Bearing Partners bearbeiten jährlich rund 90 000 Lieferscheine. Im Durchschnitt sind das 30 Bestellungen pro Tag und Partner. „Da können die betroffenen Bestände auch innerhalb einer Stunde stark variieren“, spielt Stephan Geg auf einen kritischen Punkt der bisherigen Lösung an. Denn ein nur stundengenauer Datenabgleich wird dem dynamischen Liefergeschehen auf die Dauer nicht gerecht. „Das virtuelle Lager braucht eigentlich hundertprozentige Aktualität“, fordert der IT-Chef.

Mittlerweile stellen XML Web Services die gewünschten Echtzeitinformationen über sämtliche Zu- und Abgänge an allen Standorten zur Verfügung. „Web Services gehören zu den Kernkonzepten von .NET. Sie ermöglichen einen flexiblen Datenaustausch über System- und Plattformgrenzen hinweg“, erläutert Jochen Plinta. Im konkreten Fall kommuniziert der Web Service just in time mit den angeschlossenen ERP-Systemen und liefert aktuelle Bestandsdaten an das virtuelle Lager. „Und zwar mit überzeugender Performance. Die Antwortzeiten liegen unterhalb einer Sekunde“, freut sich Jochen Plinta. Aus seiner Sicht widerlegt die Lösung das verbreitete Vorurteil, wonach Datenkommunikation via Web Service zu langsam sei.

Geschwindigkeit und .NET gehören für den Projektleiter von biz2byte auch noch in anderer Hinsicht eng zusammen: „Visual Studio .NET mit seiner Web Service-Unterstützung hat das Projekt beschleunigt. Es hätte ohne die ausgereifte Entwicklungsumgebung mindestens 50 Prozent länger gedauert.“ Das ist nicht nur ein großer Vorzug bei zeitkritischen Projekten, sondern schlägt sich auch auf die Kosten für Lösungen aus dem Hause biz2byte nieder: „Die Entwicklungskosten lagen bei vergleichbarem Funktionsumfang um zwei Drittel unter denjenigen der früheren Lösung“, bestätigt Stephan Geg.


5. Liefertreue als Wettbewerbsvorteil

Zuverlässigkeit und kurze Lieferfristen, das sind die Markenzeichen der Bearing Partners. „Servicequalität auf einem stabil hohen Niveau ist das beste Mittel zur Kundenbindung“, findet Stephan Geg. Auch in Notsituationen weichen die Kunden der Bearing Partners nicht auf ausländische Anbieter aus. Sie bescheren dem Vertriebsverbund einen durchschnittlichen Jahresumsatz von rund 200 Millionen Euro.

Die erforderliche Flexibilität haben die Bearing Partners kooperativ auf der Basis des virtuellen Lagers erworben. Dank der Integrationsfähigkeit der .NET-Lösung können die beteiligten Unternehmen ihre vorhandenen Systeme ohne Einschränkung weiternutzen. Damit bleiben frühere Investitionen dauerhaft geschützt. Die von teuren Schnittstellenentwicklungen unbelasteten Einstiegsinvestitionen für die neue Plattform nennt Stephan Geg „äußerst moderat“


6. Lösungsarchitektur

„Die Lösungsarchitektur ist eine ideale Ausgangsbasis für die weit reichenden E-Business-Pläne der Bearing Partners“, meint Jochen Plinta. Entsprechend dem für .NET-Anwendungen empfohlenen Drei-Schichten-Modell ist die Businesslogik des virtuellen Lagers von der Präsentationsoberfläche und der Datenebene getrennt. „Das wird sich künftig auszahlen, zum Beispiel bei der geplanten Integration von Bestellprozessen“, erwartet der Projektchef. „Intelligente“ Bestellungen werden die Auftragsabwicklung samt Warenumschlag im virtuellen Lager künftig automatisch anstoßen. Die Kommunikation erfolgt dann via Web Services direkt von ERP-System zu ERP-System. Manuelle Eingriffe über die heute genutzte Oberfläche werden dafür in der Regel nicht mehr nötig sein.

Abbildung 1: Lösungsarchitektur
Abbildung 1: Lösungsarchitektur


Das virtuelle Lager der Bearing Partners fußt auf dem .NET Framework. Das .NET Framework ist eine so genannte Laufzeitumgebung. Als Bestandteil der integrierten Microsoft Server-Plattform stellt sie unfangreiche Funktionsklassen zur Verfügung, die von Entwicklern direkt angesprochen werden können. Das .NET Framework macht Windows-Betriebssysteme zur Plattform für verteilte Web-Anwendungen, die via Web Services miteinander kommunizieren. Zudem wird Programmkode während der Ausführung hardware-spezifisch optimiert. Das erklärt die hohe Performance von Web-Anwendungen, die auf .Microsoft .NET basieren.

XML steht für Extensible Markup Language. Dabei handelt es sich um eine standardisierte Datenbeschreibungssprache, die speziell für den Datenaustausch zwischen verteilten Web-Anwendungen ausgelegt ist. XML ist weder an konkrete Plattformen noch an bestimmte Hersteller gebunden. Das erklärt die immense Bedeutung des Standards, wenn es um Web-Anwendungen geht, die System- und Plattformgrenzen überwinden sollen.


Betreiber der Lösung

Bearing Partners GbR
Stephan Geg, IT-Chef der Ludwig Meister GmbH & Co. KG
Branche: Gross- & Einzelhandel, Wälzlager-Vertriebsfirmen
Unternehmensgrösse: MittelunternehmenBearing Partners GbR

Lösungspartner

Jochen Plinta, Projektleiter
biz2byte Service GmbH

Autoren der Fallstudie

Microsoft Deutschland GmbH
Microsoft Deutschland GmbH

09. Dezember 2003
Microsoft Deutschland GmbH

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ms-de-bearing-partners
https://www.experience-online.ch/de/9-case-study/2188-ms-de-bearing-partners
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