Von der Informationsquelle zur Vertriebsplattform

18. März 2008



Variantenvielfalt kann auf einer Website schnell für Verwirrung sorgen. Die Kistler Instrumente AG hat einen Weg gefunden, wie sie ihren Kunden klaren Durchblick in ihrem umfangreichen Produktportfolio mit piezoelektrischen und piezoresistiven Sensoren, Elektronikgeräten und Zubehör verschafft. Der Messtechnik-Experte hat seinen neuen Internet-Auftritt mit einem intelligenten System für Product Information Management (PIM) ausgestattet. Das Herzstück der Lösung, die der Internet-Dienstleister Unic Internet Solutions für Kistler entworfen und implementiert hat, ist die E-Business-Plattform von hybris. Damit kann Kistler strukturierte und unstrukturierte Produktinformationen zentral verwalten, pflegen und für die integrierte Product-Finder-Lösung bereithalten.


1. Von der Informationsquelle zur Vertriebsplattform

Eine neue Website sollte es sein. Hinter diesem bescheiden klingenden Wunsch verbarg sich bei der Kistler Instrumente AG ein Mammut-Projekt. Das Schweizer Unternehmen produziert und vertreibt piezoelektrische und piezoresistive Sensoren zur Messung von Druck, Kraft, Dehnung, Drehmoment und Beschleunigung sowie Elektronikgeräte und Zubehör und exportiert seine Produkte weltweit. So sind die Kistler-Messfühler in unzähligen Anwendungen rund um den Globus anzutreffen: in der Fahrzeugenentwicklung, in formenden und spanenden Prozessen in der Produktion, bei der Montage zur Überwachung der Qualitätssicherung oder bei der Kunststoffverarbeitung zur Messung eines gleichmässigen Werkzeuginnendrucks. Sogar in der Biomechanik liefern Messplattformen von Kistler wertvolle Informationen – etwa zu Trainingsfortschritten bei Sportlern. Der neue Webauftritt sollte diesen unterschiedlichen Anwendergruppen Rechnung tragen. Kistler wollte nicht nur statische Listen [Katalog], die lediglich auf PDF-Dateien der Datenblätter zeigen, sondern eine interaktive Auswahlhilfe unter den mehreren Tausend Varianten der zahlreichen Basis-Sensoren bieten – möglichst in den entsprechenden Landessprachen der 18 weltweiten Vertriebsstandorte. «Komplex» ist das Attribut, mit dem Thomas Berther, Leiter Konzernstab bei Kistler, diese Aufgabenstellung beschreibt. Eine Aufgabe für Fachleute mit Ressourcen, befand das dreiköpfige Team, das die ursprüngliche Unternehmens-Website aufgebaut und gepflegt hatte. Dieser Rat führte Thomas Berther zu Unic Internet Solutions.


2. Product Information Management statt Datenblätte

Unic ist mit 90 Spezialisten der grösste Inhaber geführte Internet-Dienstleister der Schweiz und insbesondere auf Enterprise Content Management und E-Business spezialisiert. Eine Kombination aus beiden Bereichen war es, die Unic Kistler als Zukunftspfad vorschlug: «Die existierende Produktstruktur war so kompliziert, dass Kunden entweder eine genaue Vorstellung von dem gewünschten Artikel haben oder die Typennummer kennen mussten», erinnert sich Jonathan Möller, Partner bei Unic. Abhilfe sollte ein durchdachtes Product Information Management (PIM) bringen, das die Website zum Produkt-Finder und Vorauswahl-Tool für den späteren Kauf macht. «Unser Erfolgsgeheimnis sind einerseits qualitativ hochwertige Produkte, andererseits der enge persönliche Kontakt zu unseren Kunden, den Mitarbeiter mit fundiertem Branchenwissen pflegen», sagt Thomas Berther. So war es gleichzeitig Herausforderung und Chance, die bestehenden Produktinformationen zentral so zu erfassen, dass die Website Mitarbeitenden und Kunden als ergänzende Wissensdatenbank in den Beratungsgesprächen dienen würde.

Die Lösung dazu lieferte Unic mit Hilfe seines Partners hybris. Der E-Business-Experte bietet mit seiner E-Business-Plattform das technologische Herzstück für PIM. Damit lassen sich vor allem strukturierte, aber auch unstrukturierte Daten verwalten, pflegen und beliebigen Kanälen zuweisen, die auf aktuelle Produktinformationen angewiesen sind: eben eine Website mit Produkt-Finder. Denkbar ist auch eine elektronische Beschaffungslösung bei einem Grosskunden, der sich direkt mit dem Produktangebot seiner Lieferanten verlinken möchte, oder elektronische und gedruckte Kataloge. «Das Angebot von Unic auf der Basis von hybris war so ausgelegt, dass uns alle Optionen offen stehen, die sich aus zentral verwalteten Produktinformationen ergeben», sagt Thomas Berther. «Diese Flexibilität und Zukunftssicherheit war überzeugend.»

Abb. 1: Der Produktfinder auf www.kistler.com



Abb. 1: Der Produktfinder auf www.kistler.com


3. Umsetzung mit Plan

Unic analysierte zusammen mit Kistler die bestehende Produktstruktur und entwickelte auf dieser Informationsbasis einen Prototyp für die neue Website. Die Navigation durch das umfangreiche Produktportfolio orientiert sich einerseits an den Kategorien Druck, Kraft, Beschleunigung, Drehmoment und Dehnung, andererseits an der gewünschten Anwendung. Mit diesen beiden Koordinaten lässt sich die Produktsuche Schritt für Schritt weiter eingrenzen. Die hybris-Plattform ermöglicht es dabei, die komplizierten technischen Attribute der Produkte abzubilden. Denn bei quantitativen Angaben, beispielsweise zur Druckempfindlichkeit eines Sensors, geht es nicht nur um die Masseinheit Bar, sondern auch um ein Präfix, das einen Wirkungsgrad beschreibt – etwa eine Maximum- oder Minimum-Angabe. Die Anwendung sorgt auch dafür, dass die Erfassung aller Varianten nicht zur Sisyphusarbeit wird: Die Typennummern der Produkte werden direkt aus dem ERP-System Baan importiert und dann über ein web-basiertes Administrations-Interface mit den entsprechenden Zusatzinformationen wie Bilder und Produktbeschreibungen ergänzt. Dieser Prozess brachte auch eine Bereinigung der Produktdaten und -struktur mit sich. «Nur schon dafür hat sich der Systemwechsel gelohnt», freut sich Thomas Berther. Ein regelmässiger Austausch zwischen ERP und PIM verhindert, dass Produktdaten auf der Website angezeigt werden, die offiziell nicht mehr im Portfolio sind. Inzwischen benutzen die Product Manager nicht mehr das ERP, sondern PIM als primäre Informationsquelle. Das System lässt weiter zu, dass eine unbeschränkte Anzahl Sichten auf die Produktstruktur möglich sind. Zurzeit sind dies eine interne und eine externe Sicht, denkbar sind jedoch individuelle Sichten, beispielsweise für Handelspartner.

Abb. 2: PIM / E-Commerce bei Unic Internet Solutions: Zentrale Produktdatenhaltung und -verwaltung


Abb. 2: PIM / E-Commerce bei Unic Internet Solutions: Zentrale Produktdatenhaltung und -verwaltung


4. Vererbung der Basisdaten

Ein weiterer Pluspunkt, der zu hoher Akzeptanz unter den Mitarbeitenden von Kistler und zur endgültigen Entscheidung für die Unic-hybris-Lösung beitrug, war allerdings der «Vererbungsmechanismus» in hybris: Wirklich manuell erfassen musste man bei Kistler nur mehrere hundert Basisprodukte. Sie tragen alle Merkmale, die ein Kistler-Sensor überhaupt haben kann. Um jetzt Varianten anzulegen, müssen nur Parameter verändert werden. Alle Angaben, die das Produkt mit dem Basis-Modell gemein hat, werden vererbt, was Redundanzen ausschliesst. Dieser Mechanismus funktioniert auch für die für die Kistler so wichtige Mehrsprachigkeit der Website. Die Website ist auf die Unterstützung von 18 Sprachen angelegt, eignet sich aber für viel mehr Märkte. Beispiel Französisch: Länderspezifische Sprachfeinheiten zwischen Frankreich, der französischsprachigen Schweiz und Kanada lassen sich individuell einstellen, während die grundsätzliche Übersetzung der Seite übertragen wird. Damit spart Kistler im Vergleich zu herkömmlichen Lösungen ca. 60 Prozent der Zeit beim Aufbau von internationalen Unterseiten. Die sprachabhängigen Informationen können dezentral in den jeweiligen Ländern übersetzt und eingefügt werden. Die von der Applikation erzeugten Webpages enthalten zudem automatisch alle suchmaschinenrelevanten Angaben (Seitentitel, Metainformation usw.), was nicht nur die Auffindbarkeit optimiert, sondern auch Dialog und Feedback erleichtert.

Abb. 3: Administration der Produktinformationen


Abb. 3: Administration der Produktinformationen


5. Anwendung mit Zukunft

Obwohl die Kistler-Produkte zu beratungsintensiv sind, um sie in einem klassischen Internet-Shop anzubieten, will das Unternehmen den Kern der E-Commerce-Idee für sich nutzen: «Wir möchten es unseren Kunden ermöglichen, Produkte auf unserer Website auszuwählen und in einen Einkaufswagen zu legen. Auf Basis dieser Vorauswahl können sich unsere Berater dann mit dem Kunden in Verbindung setzen und die eigentliche Bestellung fixieren», beschreibt Thomas Berther. Unterstützt wird dieses Szenario dadurch, dass die E-Business-Plattform direkt an das CRM-System von Kistler angebunden ist. Das garantiert einen schnellen Kontakt zwischen dem Unternehmen und Kunden. Mittelfristig soll es auch einen geschützten Bereich geben (Extranet), in dem registrierte Kunden bestimmte Informationen wie Betriebsanleitungen oder Zertifikate, die die Wirkungsweise eines Sensors belegen, abrufen können. Auch über die Ausgabe von einfachen Dokumenten wie Preislisten oder Konfigurationsblätter und das Abbilden interner Abläufe wird nachgedacht. «Unsere Website ist von einer statischen Informationsquelle zu einer interaktiven Kommunikations- und Vertriebsplattform gereift», beurteilt Thomas Berther den neuen Webauftritt. Dabei ist Kistler nicht nur auf die Kunden beschränkt, die die Website aktiv aufsuchen: Über eine BMECat-Schnittstelle öffnet sich über E-Procurement ein weiterer Vertriebskanal. Seitdem Kistler zwei bedeutende deutsche Automobilhersteller mit Material für Crashbarrieren beliefert, klingt diese Zukunftsmusik gar nicht mehr exotisch.


Betreiber der Lösung

Kistler Instrumente AG
Thomas Berther, Leiter Konzernstab
Branche: Elektro-/Elektronikindustrie/Optik, Messtechnik, Hersteller von piezoelektrischen und piezoresistiven Drucksensoren, Kraftsensoren, Drehmomentsensoren, Beschleunigungssensoren sowie der zugehörigen Elektronik und Auswertesoftware
Unternehmensgrösse: GrossunternehmenKistler Instrumente AG

Lösungspartner

Jonathan Möller, Mitgründer und Partner
Unic AG

Autoren der Fallstudie

Ruth Streder
LEWIS Communications

18. März 2008

Zu dieser Fallstudie sind keine Anhänge verfügbar.
2191
kistler-unic-hybris
https://www.experience-online.ch/de/9-case-study/2191-kistler-unic-hybris
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