santésuisse: Distribution von persönlichen Ärzte-Statistiken via Webshop

20. December 2005



Diese Fallstudie zum santésuisse Onlineshop beschreibt die Lösung der zentralen Distribution von persönlichen Ärzte-Statistiken durch den Branchenverband der Schweizer Krankenversicherer.
Speziell an dieser Lösung ist, dass es sich um ein individualisiertes und persönliches Produkt handelt; jeder Kun-de erhält seine persönliche Statistik. Dies setzt eine zweifelsfreie Identifikation des Kunden vor Lieferung des Produktes voraus. Zudem muss gewährleistet werden, dass weder unberechtigte Dritte die Statistik eines Leis-tungserbringers bestellen können, noch ein Kunde Zugang zu Zahlen eines anderen Kunden erhält.
Beim Angebot dieses Webshops handelt es sich ausschliesslich um elektronische Produkte, jegliche Logistik entfällt. Durch die Integration bestehender ERP-Applikationen werden sämtliche Finanztransaktionen über die verfügbare Anwendung zentral abgewickelt.


1. Ausgangslage

Verband santésuisse
santésuisse ist der Branchenverband der Schweizer Krankenversicherer im Bereich der sozialen Krankenversicherung und fördert in Politik und Öffentlichkeit das Verständnis für die Krankenversicherung, deren Erfolge und Risiken sowie die Tätigkeiten und Ergebnisse der Branche.

santésuisse erbringt Dienstleistungen in folgenden Bereichen:

  • Dienstleistungen für Mitglieder mittels Information zu Entwicklung und Entscheiden in der Schweizer Gesundheitspolitik und Förderung branchen-bezogener Fachkompetenz.
  • Dienstleistungen für die breitere Öffentlichkeit durch Förderung eines regelmässigen Kontakts und Gedankenaustauschs mit Behörden, Politik und sämtlichen Partnern in der Gesundheitspolitik.
  • Tarifpartner: santésuisse setzt sich im Interesse der Versicherten für eine hohe Qualität der Gesundheitsversorgung zu tragbaren Preisen ein, führt im Auftrag ihrer Mitglieder die Verhandlungen für gesamtschweizerische Tarife und koordiniert diese in den Kantonen.


Rechnungssteller-Statistik
Die Rechnungsstellerstatistik (RSS) beruht auf dem santésuisse Datenpool®1 und betrachtet die verursachten Leistungen im Rahmen der Grundversicherung aus der Optik des Rechnungsstellers, im Falle des Onlineshops, dem Arzt.

Die RSS verdichtet sämtliche im Rahmen der Grundversicherung mit den Versicherungen abgerechneten Leistungen und gliedert diese nach „Direkte Kosten“ (Kosten, die in der Praxis entstehen) und „Veranlasste Kosten“ (Kosten, die durch den Arzt veranlasst werden wie z.B. Medikamente, Laboruntersuchungen oder Physiotherapien etc.).

Die im Onlineshop den Ärzten individuell angebotene RSS wird ergänzt durch den ANOVA-Index. Dieser ist – im vereinfachten Sinne – ein Benchmarking-Index, der die Kosten eines Arztes in das Verhältnis seiner Kollegen der gleichen Facharztgruppe (z.B. „Allgemeinpraktiker“, „Kinderarzt“, „Gynäkologen“ etc.) setzt. Die ANOVA-Methode berücksichtigt zudem flächendeckend anwendbare Praxisbesonderheiten wie das kantonale Kostenniveau sowie die Alters- und Geschlechtsstruktur des Patientenguts.

Für den Arzt ist diese Statistik eine wichtige Informationsquelle, weil er sich damit auch mit Ärzten der gleichen Fachrichtung vergleichen kann.


2. Auslöser des Projekts

Stellenwert des Projektes
Preispolitik und Distribution der Rechnungsstellerstatistik wurden in den vergangenen Jahren kantonal unterschiedlich gestaltet. Im Rahmen der Vereinheitlichung von Prozessen und Abläufen sowie der Tatsache, dass die RSS zentral vom Hauptsitz des Branchenverbandes generiert werden, sollten auch Marketing & Verkauf der Statistiken standardisiert werden.

Zudem sollte die Anbindung der Verkaufsplattform an das bestehende ERP-System die Verrechnung der Dienstleistung vereinfachen. Ziel soll es sein, die Möglichkeiten der ERP-Applikation von der Rechnungsstellung über das Mahnwesen bis zur Finanzbuchhaltung zu nutzen.

Vor diesem Hintergrund ist der Stellenwert dieses Projekts entsprechend hoch einzustufen, v.a. auch, da die Vermarktung der Statistiken auch verbandspolitisch von einem grossen Stellenwert ist.

Lösungsvariante Onlineshop und Identifikation
Zur Konsolidierung der bestehenden kantonalen Distributionsvarianten, Zentralisierung der Debitorenbewirtschaftung und Akquisition neuer Kunden wurde eine Onlineshop Lösung favorisiert. Dieser Onlineshop wird nahtlos in die bereits etablierte Inter- und Extranetplattfrom von santésuisse integriert: Einerseits wird die bestehende Anmelde- und Sicherheitslogik auch für den Onlineshop verwendet, anderseits können damit zusätzliche personalisierte Dienstleitungen den potentiellen Kunden angeboten werden, die bereits im Extranet bestehen.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Onlineshops ist bei dieser Version die zweifelsfreie Identifikation des Kunden unabdingbar. santésuisse vertreibt mit dieser Shoplösung keine Standardprodukte, sondern die Statistik jedes einzelnen Kunden ist individuell und persönlich.

Um die Identifikation der Kunden möglichst automatisiert durch das System realisieren zu können, erfolgt eine Validierung der Adressangaben (Rechnung und Zustelladresse des Onlineshops) mit dem Zahlstellenregister (ZSR) von santésuisse. Das ZSR ist die zentrale Datenbank aller Leistungserbringer der Schweiz, die im Rahmen des Krankenversicherungsgesetzes (KVG) Leistungen der Grundversicherung mit den Krankenkassen abrechnen. santésuisse führt dieses Register und prüft Identität und Legitimation der Leistungserbringer bei der Zuteilung einer ZSR-Nummer. Die Daten des Zahlstellenregisters werden regelmässig allen Krankenversicherern für deren Abrechnungssysteme zur Verfügung gestellt.

Bei einer erstmaligen Bestellung im Onlineshop wird die Identität des Kunden mit dem Zahlstellenregister geprüft; ein Autorisierungscode für die einmalige Freischaltung des Zuganges wird nur an eine validierte Adresse versandt.

Zusammenspiel von DWH, ERP-System, Webplattform und Onlineshop
Der Onlineshop wurde in die bestehende Plattform integriert, sowohl visuell wie auch bezüglich der Applikationslogik. Auf eine separate Lösung wurde verzichtet, da diese Integration die Anbindung bewährter Services ermöglicht und die Synergiennutzung maximiert werden konnte.

Dem Onlineshop vorgelagert sind die Prozesse im Rahmen des Datenpools®, dem DWH-System der Krankenversicherer bezüglich Leistungs- und Prämienabrechnung. Die dort verdichteten und aufbereiteten Rohdaten pro Leistungserbringer werden statistisch erfasst und mittels ANOVA-Methode verglichen. Resultat dieser Vorarbeiten ist u.a. die persönliche Rechnungssteller-Statistik RSS pro Leistungserbringer . Im weiteren werden diese Ergebnisse ebenfalls für die jährlichen Wirtschaftlichkeitsverfahren aufbereitet, die gegenüber Leistungserbingern mit auffälligen Index-Werten eingeleitet werden.

Da diese RSS diversen Interessen dienen, dürfen die Statistiken nach deren Erstellung und Qualitätskontrolle nicht mehr verändert werden. Daher erfolgt eine statische Produktion der Statistiken im PDF-Format und einer jährlichen manuellen Lieferung an die Onlineshop-Plattform.

Die Onlineshop-Plattform verfügt einerseits über Schnittstellen zum ERP-System für die Verrechnung der verkauften Leistungen. Täglich werden die Verkaufsdaten der bestehenden ABACUS-Software übermittelt. Diese bereitet die eingegangen Aufträge mittels Batchverfahren auf und löst die Rechnungsstellung und den -druck aus. Die restlichen Prozesse wie OP-Buchhaltung, Mahnwesen und Zahlungseingang werden über die bestehenden Abläufe abgewickelt. Bei einer Abonnement-Erneuerung liefert der Onlineshop die neuen Rechnungsdaten autom. an das ERP-System. Säumige Zahler werden auf der Onlineshop-Plattform gesperrt.

Für die neben der Statistik verkauften Dienstleistungen stellt der Onlineshop mit der integrierten Autorisierungslogik der gesamten Extranetplattform die Zugriffe auf diese Services sicher.

Partner
Realisierungspartner
Die Carpathia Consulting GmbH in Zürich betreut seit dem Jahr 2000 die Webplattform des Branchenverbandes bezüglich konzeptioneller Entwicklung und Strategie sowie Projektleitung. Die Webplattform umfasst sämtliche Services von santésuisse, die der Öffentlichkeit und den Mitgliedern (Extranet) angeboten werden. carpathia:e-business.competence ist für santésuisse Ansprechpartner für sämtliche E-Business Bedürfnisse.

Informatikpartner
Ebenfalls seit 2000 betreut die insign gmbh in Glattbrugg die Webplattform in technischer Hinsicht. Sie realisiert und wartet die Lösungen in enger Zusammenarbeit mit der Carpathia Consulting GmbH. Die gesamte Webplattform von santésuisse basiert auf insigns icms-Framework, welches durch die offene Architektur die Anbindung diverser Fremdsysteme ermöglicht.

ERP-Anbieter
santésuisse arbeitet mit einer Lösung der ABACUS AG, St. Gallen, welche von der BDO/Visura AG in Solothurn implementiert und betreut wird. Dieser Partner programmierte die Importschnittstelle für das ABACUS-Auftragsmodul.


3. Onlineshop für Leistungserbringer

Geschäftssicht
Ein typischer erstmaliger Geschäftsablauf zwischen dem Branchenverband santésuisse und den Kunden (Ärzten) sieht wie folgt aus:

Nach Abschluss der vorgelagerten Prozesse im Datenpool®-DWH und der Verdichtung sowie Benchmarking der Daten, werden die rund 15'000 Rechnungsstellerstatistiken an den Onlineshop geliefert. Dies erfolgt einmal jährlich auf Datenträger in Form von statischen PDF-Dateien.

Nach Avisierung der (potentiellen) Kunden über die Verfügbarkeit der neue Statistiken initiieren diese den Bestellprozess. Nach eindeutiger Feststellung der Identifikation des Bestellers können diese die Statistiken via den Webshop beziehen. Je nach gewähltem Dienstleistungspaket steht den Ärzten auch ein Zugang zu Vertrags-Informationen zur Verfügung.

Die Verrechnung der Leistung erfolgt parallel zum online Zugang, der unabhängig vom Zahlungseingang nach erfolgreicher Identifikation gewährt wird. Der Webshop tauscht täglich die eingegangenen Bestellungen mit der ABACUS-Software aus. Gleichzeitig übermittelt ABACUS den Status der generierten Rechnungen an die Webplattform.

Die Leistungserbringer haben zudem die Möglichkeit, Ihre Adressdaten online zu Verifizieren und ggf. zu Mutieren. Diese Mutationen werden in die Bewirtschaftungsapplikation des Zahlstellenregisters überführt und über bestehende Schnittstellen den Krankenversicherern zur Verfügung gestellt.

Abbildung 1: Geschäftssicht


Abbildung 1: Geschäftssicht


Prozesssicht
Nachfolgender Beschrieb konzentriert sich auf die eindeutige Verifikation des Kunden sowie die Synergien-Nutzung mit weiteren Systemen:

Wie eingangs erwähnt ist die Besonderheit am Webshop von santésuisse, dass es sich um Individualprodukte handelt. Kein Produkt ist gleich wie das andere, jeder Kunde hat sein persönliches Produkt. Zudem muss sichergestellt werden, dass ein Kunde nur das ihm zustehende Produkt – seine persönliche Rechnungsstellerstatistik – beziehen darf.

Bei der online Bestellung wird nach der Eingabe der ZSR-Nummer überprüft, ob für diesen Kunden eine aktuelle Statistik zur Verfügung steht. Ist dies nicht der Fall, kann keine Statistik geordert werden; es können jedoch andere Produkte aus dem onlineshop wie Vertragsinformationen bezogen werden.

Nach erfolgreicher Prüfung der Verfügbarkeit werden die Adressdaten gegen das zentrale Register der Schweizer Zahlstellen abgeglichen. Mit der Verifikation der Adressdaten wird sichergestellt, dass der Autorisierungscode für den Zugang an die zur ZSR-Nr. gehörende Adresse gesandt wird. Ein „toleranter“ Algorithmus fängt unterschiedliche Schreibweisen ab.

Rechnung und Autorisierungscode für die erstmalige Freischaltung werden zusammen mit eingeschriebenem Brief zugestellt. Bei der erstmaligen Anmeldung mit dem selbstgewählten Benutzernamen und Passwort muss der Zugang mit dem Code freigeschaltet werden. Damit ist die Prozesskette der Identifikation vollständig unter Einbezug der physischen Komponente mit der Zustellung des Codes per LSI (Letter Signature der Schweizer Post).

Einmal jährlich fordert das System den Kunden auf, seine Adressdaten im Zahlstellenregister zu verifizieren und ggf. zu mutieren. Solche Änderungen gelangen nahtlos in das offline ZSR-Bewirtschaftungstool. Von dort werden die vom Leistungserbringer erfassten Mutationen über bestehende Datendistributionsprozesse und -schnittstellen an die Krankenversicherer verteilt.

Abbildung 2: Prozesssicht


Abbildung 2: Prozesssicht


Anwendungssicht
Die Frontend Anwendung des Webshops ist komplett im Webbrowser realisiert und nahtlos in die bestehende Webplattform von santésuisse integriert.

Abbildung 3: Anwendungssicht


Abbildung 3: Anwendungssicht

Zur Vermarktung wird die direkte URL kommuniziert. Zudem sind sowohl auf dem Portal wie innerhalb der Navigation mehrere Verweise auf den Onlineshop platziert, so dass potentielle Kunden auf verschiedenen Wegen auf die Verkaufsplattform gelangen können.

Für den Onlineshop wird das verschlüsselte https-Protokoll verwendet; es wird das selbe SSL-Zertifikat wie für das santésuisse-Extranet benutzt. Die Shop Oberfläche ist browser-neutral und sämtliche Validierungen von Dateneingaben finden aus Sicherheitsgründen serverseitig statt.

Auch die Bewirtschaftung des Onlineshops und die Kundenadministration wie auch die Pflege des Angebots und der Schnittstelle finden im Webbrowser statt. Hierzu kommt die Administrations-Umgebung des icms zum Einsatz, welche den involvierten, und dezentral in den Geschäftsstellen von santésuisse organisierten Verantwortlichen von anderen Anwendungen bereits vertraut ist.

Die Integration in die Webplattform erlaubt die realtime Anbindung anderer Applikationen wie dem Zahlstellen-Register zur Verifikation und Mutation von Stammdaten, Vertragsdatenbank für Informationszugriff sowie weiteren Applikationen.

Technische Sicht
Der Onlineshop für die Leistungserbringer von santésuisse basiert auf dem icms-Framework. Damit konnte diese Lösung nahtlos in die bestehende Plattform integriert werden.

Bestehende Benutzerverwaltung, Rechteprüfung, Navigation und Inhaltspflege konnten damit übernommen werden.

icms ist eine modulare Applikationsplattform und basiert auf PHP. Als Datenbank-Server kommt MySQL zum Einsatz.

Die Plattform wird auf Linux-Servern unter Apache in einem Datacenter in Zürich betrieben. Dieser Hosting-Service wird durch einen Drittanbieter angeboten und verfügt über direkte Internet-Backbone-Anbindung. Überwachung, Backup und Wartung der Server erfolgt durch die insign gmbh.

Die Integration mit ABACUS-ERP erfolgt aus Sicherheitsgründen via Batch-Verfahren und FTP. Täglich werden die Tagesabschlüsse vom Onlineshop an ABACUS übermittelt. Diese bestätigt im Gegenzug die Verarbeitung der einzelnen Bestellungen in der Betriebsapplikation.

Alle weiteren Integrationen und Anbindungen finden innerhalb der bestehenden Webplattform statt. Die Synchronisation der Online-Version des Zahlstellenregisters mit der internen Bewirtschaftungsapplikation war bereits vor dem Launch des Onlineshops etabliert und wurde mittels ODBC und FTP realisiert.

Abbildung 4: Technische Sicht


Abbildung 4: Technische Sicht


4. Implementierung

Die Realisierung des Onlineshops erfolgte mit einem sehr sportlichen Zeitplan. Für Vorstudie und Detailkonzept standen 2 ½ Monate zur Verfügung, die Programmierung der Applikation inkl. Schnittsellen wurde innert 2 Monaten bewältigt.

Grund für dieses sportliche Vorgehen war die Veröffentlichung der Rechnungssteller-Statistiken, welche jeweils im Juli/August erfolgt. Zu diesem Zeitpunkt musste die Webshop-Anwendung betriebsfähig und sämtliche Abläufe und Prozesse angepasst sein. Der Kick-off für das Projekt fand Anfangs März 2005 statt. Parallel dazu wurde der Marketing-Mix umgesetzt mit Produktkreation, Preisfestsetzung, Kommunikation via Geschäftsstellen, Direktmailings und Flyer.

Die Zeitvorgabe setzte ein pragmatisches Vorgehen voraus mit einem eingespielten Team. Die Partnerschaft mit der externen Projektleitung (Carpathia Consulting GmbH) sowie der insign gmbh sicherte viel bestehendes KnowHow über santésuisse und die internen wie auch technischen Prozesse und konnte mit bewährter Methodik durchgeführt werden.

Während der Sommermonate Juli/August 2005 fand nebst einem Testbetrieb mit zwei Dutzend Ärzten die Schulung der verantwortlichen Mitarbeitern bei den dezentralen Geschäftsstellen wie auch des Hauptsitzes statt.


5. Erfahrungen aus dem Betrieb

Anwendung und Unterhalt
Die Anwendung lief von Beginn weg stabil und bedurfte einiger Anpassung in der Benutzerführung und Hilfestellungen. V.a. wurde die Affinität zu Weblösungen der Zielgruppe, den Ärzten, etwas überschätzt. Die Supportanfragen überstiegen denn auch die Erwartungen von santésuisse, jedoch mehr in qualitativer denn in quantitativer Hinsicht.

Durch die Weblösung und integrierte Logik zur Identifikation der Leistungserbringer konnte ein Automatisierungsrad von 94% erreicht werden. Der von einzelnen Geschäftsstellen befürchtete Mehraufwand zur individuellen Freischaltung einzelner Zugänge stellte sich nicht ein.

Zielerreichung
Die einheitliche Distribution der Rechnungsstellerstatistiken über den neuen Onlineshop von santésuisse bringt für den Branchenverband zahlreiche Vorteile. Einerseits sind diese von organisatorischer und kommunikativer Natur wie beispielsweise:

  • Homogene Produkt- und Preisgestaltung
  • Zentrale Rechnungsstellung und ERP-Anbindung
  • Entlastung der Geschäftsstellen vor administrativen Aufgaben; Konzentration auf Betreuung und Beratung


Anderseits lässt sich diese Einführung auch monetär quantifizieren. Durch die Webplattform können mehr Kunden als bisher erreicht werden, da die Statistiken nicht in allen Kantonen aktiv beworben wurden. Nach Prognosen und einer ersten Überprüfung der Verkäufe Ende 2005 kann der Break-Even dieser Investitionen Mitte des zweiten Betriebsjahres erreicht werden.

Synergien
Nebst der erwähnten Zielerreichung konnte santésuisse auch in anderen Bereichen von Synergien profitieren. So werden einerseits durch den Webshop die Adressdaten im Zahlstellenregister regelmässig überprüft. Mutationen an Adressdaten werden ohne Medienbruch in die ZSR-Bewirtschaftung übernommen und den Krankenversicherern über bestehende elektronische Verteilkanäle und Schnittsellen zur Verfügung gestellt.

Durch die etablierte 1:1 Beziehung zwischen dem Branchenverband und den Leistungserbringern und deren Identifikation können zu einem späteren Zeitpunkt zusätzliche Services aufgeschaltet werden. Zudem kann dieser Online-Kontakt zu Kommunikationszwecken verwendet werden.


6. Erfolgsfaktoren

Spezialitäten der Lösung
Der Vertrieb von persönlichen Statistiken setzt eine eindeutige Identifikation der Kunden voraus, da es sich um individuelle Produkte pro Arzt handelt. Es muss ausgeschlossen werden, dass ein unberechtigter Dritter Zugang zu einer Statistik erhält oder einem Arzt die Zahlen eines Kollegen geliefert werden.

Aus Gründen der Usability wird auf eine vorgängige Registrierung vor Zutritt zum Shop verzichtet. Die Identifikations- und Autorisierungslogik ist dem Bestellprozess nachgelagert und für den Benutzer kaum erkennbar.

Diese Spezialität der Identifikation und Individualprodukte unterscheidet den Onlineshop von santésuisse erheblich von regulären Webshops anderer Anbieter. Zudem ist in dieser Lösung keine Logistik involviert, da es sich um „virtuelle Produkte“ handelt, zu denen ein elektronischer Zugang ermöglicht wird.

Die Schnittstelle zu ABACUS, die Zentralisierung der Auftragsbearbeitung sowie die Integration zahlreicher bestehender Extranet-Anwendungen und nahtlose Implementierung des Onlineshops in die bestehenden umfassenden Extranet-Sicherheitsbestimmungen zeichnen diese Lösung aus.

Veränderungen
Innerhalb des Branchenverbandes führte der Onlineshop zu organisatorischen Veränderungen. So ist die Gesamtverantwortung des Vertriebs der Statistiken neu zentral am Hauptsitz in Solothurn beim Rechnungswesen angegliedert. Diese Zentralisierung führt auf der einen Seite zu kürzeren Kommunikationswegen mit der internen Lieferung der Statistiken aus dem Datenpool®-DWH und weiteren involvierten Organisationseinheiten. Auf der anderen Seiten sehen sich die Mitarbeiter aus dem Finanzressort neu mit Supportanfragen von Onlineshop-Kunden konfrontiert, was einer thematischen Erweiterung Ihrer Funktion gleichkommt. Die zentrale und elektronische Distribution führt zu einem Wegfall der Logistik, da keine Statistiken mehr in Papierform ausgeliefert werden.

Bestehende Prozesse mussten angepasst und in einzelnen Fällen erweitert werden. Das Volumen der ausgestellten Rechnungen hat sich mit dem Onlineshop signifikant erhöht. Da die Abwicklung mit der bestehenden ERP-Software mit einem grossen Automatisierungsgrad erfolgt, konnten diese Volumensteigerung problemlos abgefangen werden.

Die Bewirtschaftung der Applikation stellt zudem kein Novum für die involvierten Mitarbeiter dar, da diese mit dem bestehenden icms-Framework des IT-Partners insign gmbh realisiert wurde. Sämtliche Administrations-Interfaces sind einheitlich gestaltet, so dass der Schulungsaufwand minimiert werden konnte resp. es können kurzfristig auch Mitarbeiter anderer Abteilungen aushelfen, da die Pflege der Daten – so weit überhaupt erforderlich – applikations-übergreifend einheitlich ist.

Lessons Learned
Durch die Zusammenarbeit mit bewährten Partnern (Carpathia Consulting GmbH, insign gmbh, BDO/Visura) konnte diese Lösung termin- und kostengerecht realisiert werden, so dass auf technischer Seite trotz der Komplexität keine Verzögerungen zu verzeichnen waren. Nicht zu unterschätzen war die kommunikativen Aspekte der Einführung; die Information und Bewerbung der Produkte. Der Testbetrieb während den Sommerferien-Monaten hat sich zeitlich als unglücklich erwiesen, da zahlreiche Testpersonen abwesend waren. Aufgrund des engen Terminplanes und des zeitlichen Verfügbarkeit der Statistiken war ein anderes Vorgehen jedoch nicht möglich.

Die Lösung zeigte sich im Betrieb stabil und ist auf Seiten santésuisse erweiterbar; neue Produkte, Preise oder Angebote lassen sich mit der bestehenden Logik leicht einpflegen.

Dem Thema Sicherheit wurde von Anfang weg eine grosse Priorität eingeräumt und wurde vom technischen Partner insign professionell und adäquat umgesetzt.



1 Der santésuisse-Datenpool® reicht bis ins Jahr 1997 zurück und enthält die Leistungs- und Prämienabrechnungen von über 95% aller Versicherten der Schweiz. Mit diesem Abdeckungsgrad ist er allen anderen Datenanbietern überlegen. Der santésuisse-Datenpool® erfasst jährlich mehr als zwei Milliarden Datensätze. Die Krankenversicherer liefern dabei die Rechnungsdaten ihrer Kunden unter strengen Datenschutz-Bestimmungen und nach einheitlichen Standards. http://www.datenpool.ch


Owner/s of the solution

santésuisse
Roland Karau, Leiter Finanzen und Rechnungswesen
Stefan Kaufmann, Stv. Direktor
Peter Marbet, Leiter Kommunikation + Politik
Industry: Other services, Trade Association of Swiss Health Insurers
Company size: Medium-sized enterprisesantésuisse

Solution partner/s

Thomas Lang, Geschäftsführer
Carpathia Consulting GmbH
Martin Bachmann
insign gmbh
Matthias Kaiser, ERP-Anbieter
BDO AG

Case study author/s

Thomas Lang
Carpathia Consulting GmbH

20. December 2005

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2105
santesuisse-carpa-webshop
https://www.experience-online.ch/de/9-case-study/2105-santesuisse-carpa-webshop
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