BudgetGame: Schüler/-innen lernen den Umgang mit Geld bei PostFinance

01. août 2003



Die vorliegende Fallstudie zeigt, wie PostFinance das Lernspiel BudgetGame mit traditionellen Unterrichtsmethoden verknüpft, um so den Lerneffekt zu steigern.


1. Schulen im Netz

Das Internet hat die Welt des Lernens verändert. Mit der Public Private Partnership „Schulen im Netz“ hat der Bundesrat eine nationale Bildungsinitiative gestartet, um die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien in den Schulen zu fördern. Die Grundlage bildet ein auf fünf Jahre befristetes Bundesgesetz, das seit dem 1. August 2002 in Kraft ist. Die Initiative wird von Bund, Kantonen und der Wirtschaft getragen. Der Beitrag der öffentlichen Hand richtet sich auf die Weiterbildung der Lehrpersonen. Die beteiligten privatwirtschaftlichen Unternehmen stellen die technische Infrastruktur und die Lerninhalte zur Verfügung.

Im Rahmen dieser Initiative entwickelte PostFinance das interaktive Lernspiel BudgetGame. Als Finanzdienstleisterin, die in den Bereichen Zahlen, Anlegen, Vorsorgen und Finanzieren tätig ist, will sie den Schüler/-innen den sinnvollen Umgang mit Geld vermitteln.[1]


„Unser Ziel ist die Kombination von E-Learning und traditionellen
Lehrmethoden. Damit steigern wir den Lerneffekt nach dem Motto
‚Lernen macht Spass’. “
(Stefan Rüesch, Leiter Internet, PostFinance)


2. PostFinance engagiert sich

Als Finanzdienstleisterin verfügt PostFinance über eine hohe Kompetenz und Glaubwürdigkeit beim Umgang mit Geld. Seit über 15 Jahren engagiert sie sich in der Schulbildung, wenn es um die Vermittlung von Lerninhalten zum Umgang mit Geld geht. Das Ziel ist, die Schüler/-innen der Oberstufe für den sinnvollen Umgang mit Geld zu sensibilisieren. Dabei stützt sich PostFinance auf die kantonalen Lehrpläne, in denen das Thema Geld für die Oberstufe vorgeschrieben ist.

Im Laufe der Zeit haben sich die Lehrmittel, die PostFinance herausgibt, verändert: PostFinance druckte im Rahmen des Post-weiten PostDoc Schulservice ein Lehrmittel zum Thema „Geld: verdienen - besitzen - ausgeben“ (PostDoc), das den Schüler/-innen mit Texten, Bildern und Übungen den Umgang mit Geld vermittelt. Die Lehrer können diese Unterlagen kostenlos bei PostFinance bestellen und im Unterricht einsetzen. Später rüstete PostFinance ein altes Postauto mit Video- und Internetarbeitsplätzen aus. Die Lehrkräfte konnten das Multimedia-Mobil für eine Projektwoche mit dem zuständigen Fachpersonal buchen. Dabei lernten die Schüler/-innen den Umgang mit neuen Medien. Im Jahr 2001 stellte PostFinance fest, dass der Umgang mit dem Internet für die meisten selbstverständlich geworden ist. Sie stellte das Multimedia-Mobil deshalb ein.
Trotzdem will sich PostFinance weiter in der Schulbildung engagieren. Sie schloss sich deshalb der Initiative Schulen im Netz an. Im Aktionsfeld „Infrastruktur“ der Initiative sind bereits mehrere Wirtschaftspartner aktiv (Swisscom, Cisco, Apple, Ascom u.a.). Im Bereich der Lerninhalte fehlten jedoch bislang Angebote. Deshalb setzte PostFinance mit ihrem Engagement hier an.


3. Multidisziplinäres Projektteam

Die Entwicklung der Lernsoftware beanspruchte unterschiedliche Kompetenzen. Deshalb wurde die Zusammenarbeit mehrerer Unternehmen nötig. PostFinance bündelte und koordinierte diese Kompetenzen zu einem schlagkräftigen Team:

  • PostFinance brachte ihr Know-how als Finanzdienstleisterin in das Projekt ein.
  • Das Team der LerNetz GmbH hat sich auf die didaktische Konzeption des Lernspiels konzentriert.
  • Die Schweizerische Fachstelle für Informationstechnologien im Bildungswesen (SFIB) agiert als Geschäftsstelle der Initiative „Schulen im Netz“. Sie war im Projekt verantwortlich für das Controlling. Sie entwickelte einen Kriterienkatalog zur Evaluation der Qualität von Lernsoftware und mass das BudgetGame beim Projektabschluss daran. Daraufhin verlieh sie dem Lernspiel das Gütesiegel "Eine Lernsoftware geprüft von Schulen im Netz".
  • Die Band Core22 ist eine Musikband aus Vevey. Sie diente dem Spiel als Vorlage. Sie steuerte dem Projekt Informationen wie ihre Bandgeschichte, Musik-Downloads und Mitgliederporträts bei.

4. Blended Learning

Primäres Ziel von BudgetGame ist didaktischer Art: Es richtet sich an Schüler/-innen zwischen 14 und 17 Jahren in den drei Sprachregionen deutsch, französisch und italienisch. Sie soll auf spielerische Art den Umgang mit Geld lernen. Damit das Lernspiel im Unterricht eingesetzt wird, musste PostFinance die Akzeptanz bei den Lehrer/-innen sicherstellen. Sie sind die Hauptzielgruppe der Promotion für das Lernspiel. Zu diesem Zweck befragte PostFinance sie vor der Entwicklung des Online-Spiels über ihre Einstellungen zu der neuen Lernform. Das Interesse an einem multimedialen Lerninhalt war gross.

PostFinance will mit dem interaktiven Lernspiel die traditionellen Unterrichtsmethoden in der Schule unterstützen, um didaktische Vorteile zu realisieren. Sie ergänzt die PostDoc Lernmaterialen mit dem Internet. Diese Kombination wird als Blended Learning[2] bezeichnet. Die Lehrkräfte können selber bestimmen, zu welchem Anteil er im Unterricht die herkömmlichen Unterrichtsmethoden anhand der Broschüren und zu welchem Anteil er das Internet einsetzt.

Durch die Bereitstellung verschiedenster Medien wie Audio, Video und Animation zur Vermittlung von Lerninhalten wird der Stoff anschaulicher und damit verständlicher.

Gleichzeitig positioniert sich PostFinance mit ihrer Beteiligung am Projekt Schulen im Netz als innovative Finanzdienstleisterin, die sich im Bildungswesen mit der Bereitstellung von Lehrmitteln auf neuen Medien engagiert.


5. Spielanleitung

Grundlage von BudgetGame ist die Geschichte der Band Core22, die die Chance auf einen grossen Auftritt erhält. Die Schüler/-innen unterstützen die Band als Manager/-innen bei der Vorbereitung auf diesen Auftritt. In methodisch-didaktisch sinnvoller Art und Weise lösen sie alltagsnahe Problemsituationen zum Umgang mit Geld. In den Lernmodulen werden unter anderem die folgenden Themen behandelt: Budget erstellen/kontrollieren, Kontentypen kennen, Plastikgeld, Online-Banking und Zahlungsverkehr beherrschen.

Das Spiel dauert sechs Wochen und wird jährlich in zwei Runden durchgeführt. Es wird in Gruppen von mindestens acht Schüler/-innen gespielt, die jede Woche neue Aufgaben erhalten (vgl. Abbildung 1): In einem Videoclip wird jeweils am Montag eine weitere Folge aufgeschaltet, die die neue Problemstellung vorstellt (Story). Mit elektronischen Lernclips und Vertiefungswissen wird Wissenswertes zum Umgang mit Geld gelehrt und eingeübt. Dazu kann auch das bewährte Lehrmittel PostDoc verwendet werden. Das auf diese Weise angeeignete Wissen können die Gruppen anschliessend in den Spielfragen anwenden, um Punkte zu gewinnen. Danach stellt die Produzentin der Band den Schüler/-innen Zusatzaufgaben. Zum Schluss des Spiels gibt es eine Vorschau auf die Problemstellung der nächsten Woche.


Abbildung 1: Spielablauf von BudgetGame
Abbildung 1: Spielablauf von BudgetGame

Die 20 besten Schulklassen lädt PostFinance zu einem Live-Konzert der Band Core22 ein.


6. Erfolge und Barrieren

Das Ziel der ersten Durchführung im Juni/Juli 2003 war, das Spiel auf seine Akzeptanz zu testen. Es haben sich 350 Lehrkräfte für das Spiel angemeldet. Dies entspricht einem Potential von 7'000 Schüler/-innen. Teilgenommen haben schliesslich lediglich 2'500 Schüler/-innen. Dies hatte verschiedene Ursachen. Einige Lehrkräfte hatten ihr Quartal wahrscheinlich bereits geplant, als das Spiel online ging. Andere wollten die erste Runde abwarten, denn PostFinance hatte ihnen bis zur ersten Runde das Spiel nur in Form des Konzepts zeigen können. Deshalb warteten sie die Reaktionen ihrer Kollegen ab. Weil weniger Schüler/-innen teilgenommen haben, als PostFinance erwartet hat, sind die Nettokontaktkosten zur Zeit noch relativ hoch. Mit jeder Runde sinken diese Kosten jedoch.

Die Reaktionen der Lehrkräfte nach der ersten Runde waren durchwegs positiv: BudgetGame war in vielen Schulen bekannt und den Schulklassen, die am Spiel teilgenommen hatten, hat das Spiel gut gefallen.

Das BudgetGame wird in den nächsten zwei Jahren ohne grundsätzliche Änderungen weitergeführt. Nach einer Evaluation des Erfolgs des Spiels sind Anpassungen der Lerninhalte denkbar. Für die zweite Runde sollen verstärkte Marketinganstrengungen dazu beitragen, 5'000 Schüler/-innen zur Teilnahme zu motivieren.


7. Fazit

Das Beispiel BudgetGame zeigt, wie alte und neue Lehr- und Lernmethoden effizient kombiniert werden können. Das Ziel von Blended Learning liegt nicht darin, die traditionellen Unterrichtsmethoden zu ersetzen, sondern sie sinnvoll mit E-Learning zu ergänzen.

Die Qualität der Lehre wird auch weiterhin nicht von den technischen Rahmenbedingungen abhängen, sondern von den Lerninhalten. Diese müssen die Möglichkeiten der elektronischen Medien optimal nutzen, um den Lerneffekt zu steigern.


[1] Diese Fallstudie basiert auf einem Gespräch zwischen Stefan Rüesch und Nicole Scheidegger am 25. Juli 2003.

[2] „Blended Learning ist ein integriertes Lernkonzept, das die Möglichkeiten des Internets in Verbindung mit klassischen Lernmethoden optimal ausnützt.“ Sauter A., Sauter W. (2002) : Blended Learning - Effiziente Integration von eLearning und Präsentraining, 2002.


Exploitant(s)

PostFinance AG
Stefan Rüesch, Leiter E-Channel
Secteur: Banques/Assurances/Activités financières
Taille de l'entreprise: Grande entreprisePostFinance AG

Auteur(s) de l'étude de cas

Pascal Sieber, Nicole Scheidegger
Sieber & Partners
Gerrit Taaks
Unic AG

01. août 2003
Scheidegger; N.; Sieber; P.: Die Organisation des E-Business III; Verlag Paul Haupt; Bern; Stuttgart; Wien 2003.

Pour cette étude de cas, aucun attachement sont disponibles.
1732
ps-postfinance
https://www.experience-online.ch/de/9-case-study/1732-ps-postfinance
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